Dabei werden die heute nicht weniger aktuellen Fragen aufgeworfen, was richtig und was falsch ist und wie wir uns auf einen gemeinsamen Grundton einigen. Sie setzt sich mit der urmenschlichen Sehnsucht auseinander, eine Ordnung im Chaos der Schöpfung zu entdecken, und dem Scheitern beim Versuch, diese Ordnung dann in der tatsächlichen Gegenwart aufrecht zu erhalten. Unter Verwendung eines ganzen Klavierparks wird die Wechselbeziehung zwischen Stimmung und Musik anhand von Kompositionen von Schütz, Werckmeister, Bach, Purcell und Mark James sowie Charles Ives’ »Quarter Tone Pieces« hörbar gemacht.
»‘Werckmeister Harmonien‘ ist eine Musiktheaterkreation über den Beruf des Klavierstimmers. Klavierstimmung ist theoretisch ganz einfach: Ich stimme ein Klavier, damit es richtig klingt. Dahinter stehen aber ganz tiefe Fragen: Was ist richtig und für wen? Was ist eine Ordnung, die für alle funktioniert? Was ist ein Grundton, auf den sich alle einigen können? Was ist damit möglich? Wo muss ich meine Frequenz verschieben, dass andere auch noch Platz haben im Spektrum. Man denkt immer, ein Klavier zu stimmen sollte in einer Viertelstunde möglich sein, aber es ist ein philosophischer Vorgang, weil man Unvereinbares miteinander vereinen muss«, so Thom Luz.
Thom Luz, geboren in Zürich, ist Regisseur, Autor und Bühnenbildner und inszeniert sowohl in der freien Szene als auch an Stadt- und Staatstheatern in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Er wurde mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, 2014 vom Fachmagazin »Theater heute« zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt und 2019 mit dem Schweizer Theaterpreis geehrt. Seine Produktionen touren durch Europa; er ist außerdem Hausregisseur am Bayerischen Staatsschauspiel.
Der Schweizer Theaterkünstler führt Regie und entwirft das Bühnenbild. Gemeinsam mit dem Musiker und Arrangeur Mathias Weibel hat Luz in den letzten Jahren eine Theatersprache entwickelt, die Stille, Bewegung, Text und Musik zu dichten, atmosphärischen Raumpartituren verbindet. Nun sind sie erstmals im Rahmen von LINDEN 21 in der Staatsoper zu erleben.
Als Protagonist:innen sind Annalisa Derossi, Mara Miribung, Daniele Pintaudi, Samuel Streiff und Mathias Weibel zu erleben. Das Lichtkonzept und die Kostüme stammen von Tina Bleuler. Mit Thom Luz haben sie in der Vergangenheit mehrfach Projekte gemeinsam realisiert.
LINDEN 21 umfasst die Produktionen und Projekte des Spielplans jenseits der großen Bühne und spürt den vielfältigen Formen zeitgenössischen Musiktheaters nach.
Weitere Vorstellungen am 25., 26., 27., 28. und 29. Mai 2022
Staatsoper Unter den Linden – Apollosaal
Die Produktion entsteht in Kooperation mit Gessnerallee Zürich.