Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "RauschBoléro" - Tanzstück von Rita Aozane Bilibio, Damian Gmür und Mar Rodriguez Valverde - Theater Pforzheim Uraufführung: "RauschBoléro" - Tanzstück von Rita Aozane Bilibio, Damian Gmür...Uraufführung:...

Uraufführung: "RauschBoléro" - Tanzstück von Rita Aozane Bilibio, Damian Gmür und Mar Rodriguez Valverde - Theater Pforzheim

Premiere Fr. 12.01.2024, 19:30

Der „Boléro“ von Maurice Ravel ist Ausgangspunkt und Klammer des zweiteiligen Tanzabends. Das Stück ist eine betörende, zu einem einzigen Crescendo anschwellende Orchesterkomposition, die von Anfang an für den Tanz komponiert wurde. Unter tosendem Applaus war der „Boléro“ 1928 von den legendären Ballets Russes uraufgeführt worden zu einer Choreografie, die wie ein Ritual aufgebaut war und mit zunehmender Entfesselung in einer rauschartigen Explosion endete.

Bis heute hält die faszinierende Wirkung der Musik an: Durch die stetige Wiederholung desselben Motivs, wechselnde Klangfarben und immer weiter fortschreitende Steigerung der Lautstärke entwickelt das Stück einen Sog, der in ein ganz eigenes Zeitempfinden führt. Dies traf den Nerv der Entstehungszeit – und reizt bis heute zur Auseinandersetzung.

In Pforzheim choreografieren nun das Künstler:innenduo Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür sowie die Choreografin Mar Rodríguez Valverde. Gemeinsam ist allen dreien, dass sie seit ihrer aktiven Tänzer:innenlaufbahn neben dem Choreografieren auch als Ballettmeister:innen und Dozent:innen tätig sind. Ein genaues Gespür für die jeweilige Bewegungsweise und den individuellen Ausdruck der Tänzer:innen prägt also ihre Arbeitsweise und ist Grundlage ihrer Bewegungsrecherchen.

Die Choreografin und Ballettmeisterin des Pforzheimer Ensembles Mar Rodríguez Valverde eröffnet den Abend mit ihrem Stück „Entre“. Das spanische „Entre“ hat eine wunderbar passende Doppelbedeutung: „Tritt ein!“, heißt Entre einerseits, aber auch „zwischen“. Damit bezieht sich Mar Rodríguez Valverde auf die besondere Wirkung des Tanzens: Bewegung wird verkörpert und ist schon im selben Moment verschwunden. Jeder einzelne Moment zählt, kann aber nicht festgehalten werden. „Entre“ ist eine Einladung an die Zuschauer, sich auf dieses Erleben von Tanz einzulassen. Begleitet wird der Tanz von Soundscapes von Fabian Schulz, die auf den „Boléro“ Bezug nehmen und gleichzeitig dem Tanz Raum lassen, seine eigenen Rhythmen zu entwickeln.

Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür choreografieren den zweiten Teil des Abends und kombinieren dabei eine neue Komposition von Fabian Schulz mit dem „Boléro“ von Maurice Ravel.

Vor dem Hintergrund der dominanten Struktur des „Boléros“ erforschen sie, welche Wirkung der Tanz aus sich heraus entfalten kann. Dabei zeigt sich das Ensemble zu Beginn wie eine Vorahnung nur für Momente. Und wie Momentaufnahmen entwickeln sich im weiteren Verlauf stark aufgeladene Bilder, energiegeladen und hoch emotional, wie man sie aus Sportereignissen, euphorisierenden Zuständen oder großen Gefühlen kennt.

Fabian Schulz ist Musiker, Sounddesigner und Videokünstler. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Werke an der Schnittstelle von Kunst und Technik entstehen meist für Theater-, Tanz oder Kunstperformances, gelegentlich aber auch für Werbung und Industrie.

Ausgestattet wird der Abend von Nora Johanna Gromer. Die ausgebildete Innenarchitektin und Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet für Oper, Schauspiel und Tanz an Häusern wie dem Theater Regensburg, der Staatsoper Hannover und der Oper Frankfurt. In Pforzheim hat sie zuletzt das Tanzstück „Nurejew“ausgestattet.

Musik Fabian Schulz und Maurice Ravel

Bühne und Kostüme Nora Johanna Gromer
Licht Michael Borowski
Dramaturgie Thomaspeter Goergen/Eva Wagner

„Entre“

Choreografie Mar Rodríguez Valverde in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen
Tanz Chelsea DesLauriers, Emilia Fridholm, Cesare di Laghi, Mattia Serio und Eleonora Pennacchini
Zweitbesetzung Benedict Redlin, Timothé Durand Caulliez, Naia Bokos Unibaso, Julia Kristiansen

„Boléro“

Choreografie Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür
Tanz Chelsea DesLauriers, Cesare di Laghi, Timothé Durand Caulliez, Emilia Fridholm; Isak Källman, Eunbin Kim, Dominic McAinsh, Sara Scarella, Mattia Serio, Eleonora Pennacchini, Benedict Redlin, Ido Stirin und Camille Zany

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 18 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

LEIDENSCHAFTLICHE STEIGERUNGEN -- SWR Symphonieorchester mit Jukka-Pekka Saraste im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Zwei höchst unterschiedliche Werke standen im Mittelpunkt dieses Konzerts mit dem SWR Symphonieorchester unter der inspirierenden Leitung des finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

FASZINIERENDE MINIATUREN -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Lied & Melodie" in der Staatsgalerie Stuttgart

Liederabend mit Stephane Degout (Bariton) und Cedric Tiberghien (Klavier). Hier wurden vier unterschiedliche Komponisten klanglich miteinander verbunden, deren Ausdruckstiefe immer wieder…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche