Bis heute hält die faszinierende Wirkung der Musik an: Durch die stetige Wiederholung desselben Motivs, wechselnde Klangfarben und immer weiter fortschreitende Steigerung der Lautstärke entwickelt das Stück einen Sog, der in ein ganz eigenes Zeitempfinden führt. Dies traf den Nerv der Entstehungszeit – und reizt bis heute zur Auseinandersetzung.
In Pforzheim choreografieren nun das Künstler:innenduo Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür sowie die Choreografin Mar Rodríguez Valverde. Gemeinsam ist allen dreien, dass sie seit ihrer aktiven Tänzer:innenlaufbahn neben dem Choreografieren auch als Ballettmeister:innen und Dozent:innen tätig sind. Ein genaues Gespür für die jeweilige Bewegungsweise und den individuellen Ausdruck der Tänzer:innen prägt also ihre Arbeitsweise und ist Grundlage ihrer Bewegungsrecherchen.
Die Choreografin und Ballettmeisterin des Pforzheimer Ensembles Mar Rodríguez Valverde eröffnet den Abend mit ihrem Stück „Entre“. Das spanische „Entre“ hat eine wunderbar passende Doppelbedeutung: „Tritt ein!“, heißt Entre einerseits, aber auch „zwischen“. Damit bezieht sich Mar Rodríguez Valverde auf die besondere Wirkung des Tanzens: Bewegung wird verkörpert und ist schon im selben Moment verschwunden. Jeder einzelne Moment zählt, kann aber nicht festgehalten werden. „Entre“ ist eine Einladung an die Zuschauer, sich auf dieses Erleben von Tanz einzulassen. Begleitet wird der Tanz von Soundscapes von Fabian Schulz, die auf den „Boléro“ Bezug nehmen und gleichzeitig dem Tanz Raum lassen, seine eigenen Rhythmen zu entwickeln.
Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür choreografieren den zweiten Teil des Abends und kombinieren dabei eine neue Komposition von Fabian Schulz mit dem „Boléro“ von Maurice Ravel.
Vor dem Hintergrund der dominanten Struktur des „Boléros“ erforschen sie, welche Wirkung der Tanz aus sich heraus entfalten kann. Dabei zeigt sich das Ensemble zu Beginn wie eine Vorahnung nur für Momente. Und wie Momentaufnahmen entwickeln sich im weiteren Verlauf stark aufgeladene Bilder, energiegeladen und hoch emotional, wie man sie aus Sportereignissen, euphorisierenden Zuständen oder großen Gefühlen kennt.
Fabian Schulz ist Musiker, Sounddesigner und Videokünstler. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Werke an der Schnittstelle von Kunst und Technik entstehen meist für Theater-, Tanz oder Kunstperformances, gelegentlich aber auch für Werbung und Industrie.
Ausgestattet wird der Abend von Nora Johanna Gromer. Die ausgebildete Innenarchitektin und Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet für Oper, Schauspiel und Tanz an Häusern wie dem Theater Regensburg, der Staatsoper Hannover und der Oper Frankfurt. In Pforzheim hat sie zuletzt das Tanzstück „Nurejew“ausgestattet.
Musik Fabian Schulz und Maurice Ravel
Bühne und Kostüme Nora Johanna Gromer
Licht Michael Borowski
Dramaturgie Thomaspeter Goergen/Eva Wagner
„Entre“
Choreografie Mar Rodríguez Valverde in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen
Tanz Chelsea DesLauriers, Emilia Fridholm, Cesare di Laghi, Mattia Serio und Eleonora Pennacchini
Zweitbesetzung Benedict Redlin, Timothé Durand Caulliez, Naia Bokos Unibaso, Julia Kristiansen
„Boléro“
Choreografie Rita Aozane Bilibio und Damian Gmür
Tanz Chelsea DesLauriers, Cesare di Laghi, Timothé Durand Caulliez, Emilia Fridholm; Isak Källman, Eunbin Kim, Dominic McAinsh, Sara Scarella, Mattia Serio, Eleonora Pennacchini, Benedict Redlin, Ido Stirin und Camille Zany