Mauro Bigonzetti wiederum ist prädestiniert, Egon Madsen auf diesem Weg zu begleiten. Seit vielen Jahren kennen und schätzen sich die beiden. Ja, sie wohnen sogar nur fünf Minuten voneinander entfernt, in zwei Nachbardörfern in den italienischen Marken. Für Egon Madsen hat Bigonzetti nicht nur einen Extrapart in seinem Signature Piece Cantata geschaffen. Für die Gala anlässlich von Madsens 75. Geburtstag im Jahr 2017 kreierte er für seinen Freund das eindrucksvolle Solo 7557, das ihre Verbundenheit mit dem damaligen Alter der beiden schon im Titel trägt. Was Bigonzetti im Programmblatt zu diesem Stück sagte, gilt ebenso für das neue Werk: „Bei der Arbeit im Ballettsaal habe ich das Gefühl, dass sich seine Lebenserfahrung mit der Arbeit vermischt. Seine Biographie und seine Erfahrungen fließen in diese Arbeit mit ein. Wir machen das Stück gemeinsam. Es gibt darin keine logische Chronologie – mehr gehen wir darin von Gefühl zu Gefühl. Die Choreographie und der schöpferische Vorgang ergab sich ganz natürlich. Wir haben einfach Zeit miteinander verbracht und dabei kam dieses Stück heraus. Egon ist so voller Ideen. Man spürt sofort den Künstler. Es ist magisch.“
In der Tat schließt sich mit EGON king MADSEN lear ein Kreis. Konzentriert auf die eine Person Lear, erzählen die beiden Ausnahmekünstler die Geschichte eines tragischen Rückblicks. König – wie Künstler – werden im Alter zu Gefangenen des eigenen Geistes, bedrängt von Gegenständen und Stimmen aus der Vergangenheit. Im geschlossenen Raum der Bühne sind der mächtige Mann und frühere König, der erfolgreiche Tänzer buchstäblich aus der Zeit gefallen und haben die Verbindung zur Gegenwart verloren. Vollkommen hilflos muss der Madsensche Lear erleben, dass die Menschen, die er am meisten liebt, sich gegen ihn wenden. Liebe und Leid, Trauer und Wahnsinn – die großen (Shakespeare-)Themen verdichten sich in einer Person, die es am Ende eines bewegten Lebens wagt, zurückzuschauen. Als Zuschauer werden wir Zeuge dieses eindringlichen, tänzerischen und darstellerischen Monologes.
Über Egon Madsen
1961 kam Egon Madsen zum Stuttgarter Ballett und schrieb Tanzgeschichte: Von John Cranko zum Solisten ernannt, inspirierte er den Choreographen, zahlreiche Rollen für ihn zu schaffen. 1981 übernahm Egon Madsen die Leitung des Balletts in Frankfurt. Es folgte die Berufung zum Ballettdirektor des Königlichen Schwedischen Balletts in Stockholm, die Ballettdirektion am Teatro Communale in Florenz, die stellvertretende Ballettdirektion des Stuttgarter Balletts und ein Ruf zum Ersten Ballettmeister an das Leipziger Ballett. 1999 folgte Madsen der Einladung Jiří Kyliáns zum Nederlands Dans Theater III und übernahm die künstlerische Leitung der weltbekannten „Senior-Company“, während er parallel dazu seine Tanzkarriere fortsetzte. 2007 feierte er an der Seite von Eric Gauthier am Theaterhaus Stuttgart einen „Sensationserfolg“ (ballet-tanz) in Christian Spucks Don Q.. im November 2018. Aktuell ist er in der Charakterrolle des Kaisers Franz-Joseph in Kenneth MacMillans Mayerling am Stuttgarter Ballet zu erleben.
Nach der Gründung von Gauthier Dance erschien Madsen in vielen Produktionen der Theaterhaus-Company, unter anderem in Eric Gauthiers M.M. und der John Cranko-Hommage Dear John, sowie in Mauro Bigonzettis Cantata. In Anerkennung seiner außergewöhnlichen Karriere wurde er 2011 mit dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet. 2012 erhielt er außerdem die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. Zu Madsens 70. Geburtstag im August 2012 und gleichzeitigem 60. Bühnenjubiläum sowie zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2018 richtete das Theaterhaus jeweils Gala-Abende für den verehrten Company Coach und Freund von Gauthier Dance aus. Eigens für die Gala 2018 kreierte Mauro Bigonzetti das berührende Solo 7557 für seinen Kollegen und Fast-Nachbarn in Italien.
Sein ungebrochenes tänzerisches Charisma stellte Madsen in zwei enthusiastisch aufgenommenen Produktionen am Theaterhaus unter Beweis: in Greyhounds, Madsens generationenübergreifender Reflexion über das Tanzen im Alter aus dem Jahr 2015, und der Wiederaufnahme The Return of Don Q. im November 2018. Aktuell ist er in der Charakterrolle des Kaisers Franz-Joseph in Kenneth MacMillans Mayerling am Stuttgarter Ballet zu erleben.
EGON king MADSEN lear
Tanztheater mit Egon Madsen
Nach Motiven aus William Shakespeares König Lear
Choreographie & Regie: Mauro Bigonzetti
Bühne & Licht: Carlo Cerri
Kostüm: Gudrun Schretzmeier
Dramaturgie: Pasquale Plastino
Regieassistenz: Lucia Madsen-Isenring
Eine Theaterhaus-Tanzproduktion
Theaterhaus Stuttgart T3
Uraufführung am Sonntag, 19. Januar 2020 um 19:30 Uhr
Mittwoch, 22. Januar 2020 / Donnerstag, 23. Januar 2020 – jeweils um 20:00 Uhr / Freitag, 24. Januar 2020 / Samstag, 25. Januar 2020 – jeweils um 20:30 Uhr
Mehr Informationen: www.theaterhaus.com