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Uraufführung: »Gesänge vom Überleben« von Tine Rahel Völcker am Staatstheater Augsburg

Premiere Sa 5.7.25 19:30 Uhr | brechtbühne im Gaswerk

Das 80 Jahre nach Kriegsende und Befreiung als Auftragswerk verfasste Stück gibt den ungehörten Opfern von NS-Zwangsarbeit eine Stimme. Mit ihren »Gesängen vom Überleben« kämpfen die gezeigten Personen gegen das Schweigen und Verdrängen der deutschen Nachkriegsgesellschaft an und schaffen einen emotional-kraftvollen, in die Tiefe gehenden Theaterabend.

 

Zwölf Jahre nach dem zweiten Weltkrieg kehrt Ivan Hacker dahin zurück wo er, ein Jurist aus Ungarn, während der Nazi-Zeit Zwangsarbeit leisten musste. Wo früher das Konzentrationslager war, ist jetzt eine Kleingartenkolonie. Nichts erinnert hier an die Opfer des Nazi-Regimes, die mit ihrer Arbeit in Augsburger Rüstungsunternehmen die Kriegsfähigkeit der deutschen Wehrmacht am Laufen hielten. Und niemand hier will vom ehemaligen Lager gewusst haben.
In ihrem für das Staatstheater Augsburg geschriebenen Stück erschafft Tine Rahel Völcker einen vielstimmigen Chor aus den unzähligen nach Augsburg und Umgebung Deportierten: Sie stammten aus Polen, der Ukraine, Italien und Ungarn, waren jüdisch oder Sinti, Kinder, jugendlich oder erwachsen. Die Autorin gibt ihnen ihre Namen und ihre individuellen Geschichten zurück. Einer unter ihnen Jakob Bamberger. 1938 und 1939 noch deutscher Vizemeister im Boxen, landet er drei Jahre später im KZ.

Dem einpeitschenden Volksempfänger, der die gleichgeschalteten Gartenzwerge antreibt, steht der trommelnde Rhythmus der Holzpantinen der zur Zwangsarbeit Verurteilten entgegen. Begleitet werden ihre Gesänge vom Überleben vom Chor der Neugeborenen. Sich gegen das Schweigen und die versteckten Traumata der Elterngeneration stemmend, kämpfen auch sie Zeit ihres Lebens um ihre Herkunft, ihre Geschichte. Nach Kriegsende dann sind Überlebende wie Nachkommende mit dem Schweigen und Vergessen in der BRD konfrontiert. Vergeblich kämpft Jakob Bamberger jahrzehntelang um Wiedergutmachung.
Eindringlich gibt »Gesänge vom Überleben« den weithin Ungehörten ihre Stimmen zurück und zeichnet Kontinuitäten rassistischen, antiziganistischen und antisemitischen Denkens bis heute.

Mit »Gesänge vom Überleben« setzt das Staatstheater Augsburg die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Autorin Tine Rahel Völcker fort, deren Werke »Frauen der Unterwelt« (UA 25.2.23) und »Die gefährlichste Frau Amerikas« (UA 17.2.24) ebenfalls in der brechtbühne uraufgeführt wurden.

    Inszenierung Nicole Schneiderbauer
    Bühne & Kostüme Miriam Busch
    Choreografie Gabriella Gilardi
    Musik Fabian Löbhard
    Video Stefanie Sixt
    Licht Moritz Fettinger
    Dramaturgie Melanie Pollmann
    
mit Elif Esmen, Jenny Langner, KS Klaus Müller, Patrick Rupar, Mehdi Salim

So 13.7.2025 18:00
Mi 16.7.2025 19:30
So 20.7.2025 18:00
Di 22.7.2025 19:30
Di 21.10.2025 19:30
Do 27.11.2025 19:30
Mi 17.12.2025 19:30
Sa 7.2.2026 19:30

 

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