
Homer verschriftlichte die mündlich überlieferten Geschichten um Odysseus. Zu seiner Zeit zogen griechische Königshäuser los, um andere Länder zu erobern und Kolonien in der Fremde zu gründen. Das bedingt seine Perspektive: Die Indigenen anderer Länder sind im Originaltext gefährliche »Barbaren« und »Wilde«. Göttliche Macht ist verantwortlich für die Naturgewalten und für eigene Fehler.
Es ist eine Binsenweisheit, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wurde. Doch war Odysseus wirklich ein Held? Oder ein Krieger auf Eroberungszug, der mit Gewalt und Lügen seine Macht sichert? Was denken seine Frau Penelope und sein Sohn Telemach, die zu Hause auf ihn warten? Und wie würden die Menschen sprechen, gegen die er auf seinen Reisen kämpft? Ist in Wahrheit Odysseus’ blutige Rache an den Freiern bei seiner Heimkehr nach Ithaka eigentlich der Amoklauf eines an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidenden Kriegsverbrechers? Öffnet ein kritischerer Blick auf diese vermeintliche Heldenreise nicht auch eine Reflexion über unser Menschen- und Gesellschaftsbild, wo der heilsbringende Held, der Macher, das Genie noch immer hoch im Kurs steht – egal ob in der Wirtschaft, der Politik, dem Sport oder der Popkultur?
Um die unterschiedlichsten Blickwinkel auf die die Odyssee neu erfahrbar zu machen, wählt das Team um Simon Solberg und Ketan Bhatti die musikalisch theatrale Form der Sprechoper, eine Komposition für Schauspielerinnen und Schauspieler und Orchester. Sprache und Musik stehen sich diametral gegenüber – dennoch vereinen sie sich zu einem Zwiegespräch. Der analytische Logos trifft auf den lyrischen Mythos. Das Ego kämpft mit der Seele. Der Verstand mit dem Herz. Der Kopf mit dem Bauch. »Die Odyssee« ist nicht nur ein Abenteuer, sondern eine Reise ins Innere – zu den Fragen, die uns alle beschäftigen: Wer bin ich? Wofür kämpfe ich? Was bedeutet Anerkennung, Sicherheit und Sinn? Ein Abend, der mit alten Bildern bricht – und neue Räume öffnet.
Übersetzung von Johann Heinrich Voß
Eine Kooperation zwischen dem Theater Bonn und dem Beethovenfest Bonn, mit dem Beethoven Orchester Bonn im Schauspielhaus Bad Godesberg
Besetzung
Christian Czeremnych
Glenn Goltz
Timo Kählert
Julia Kathinka Philippi
Alois Reinhardt
Beethoven Orchester Bonn
Komposition Ketan Bhatti
Musikalische Leitung Dirk Kaftan
Regie und Bühne Simon Solberg
Kostüme Ines Burisch
Kostümmitarbeit Tanja Mürlebach
Licht Thomas Tarnogorski
Dramaturgie Jens Groß
Musikalische Assistenz Leonhard Kreutzmann
Regieassistenz René Fiegen
Bühnenbildassistenz Kiki Sandoval Pickert
Inspizienz Andreas Stubenrauch
Soufflage Raoul M. Köndgen
Tastendienst Philip Mancarella
Toninspizienz Maren Wockenfuß
Thomas Kirchhoff
Bühnenbildhospitanz Charlotte Wirfs
Weitere Termine: 11., 13., 14., 16., 17., 18. September


















