Die Islamisierung des Abendlandes beginnt in Frankreich im Jahr 2022: Literaturwissenschaftler und Décadence-Forscher François pflegt lose Beziehungen zu seinen Studentinnen und verfolgt nebenher die Präsidentschaftswahlen. Als der charismatische Kandidat der „Bruderschaft der Muslime“, Mohamed Ben Abbès, immer mehr Stimmen auf sich vereinigt, kommt es zu bürgerkriegsartigen Unruhen. François flieht aufs Land. Noch vor seiner Rückkehr nach Paris hat sich der politische Wechsel vollzogen. Mit Mitte vierzig findet sich der Akademiker plötzlich bei voller Rente pensioniert. Rasant verändert die „Bruderschaft“ das Gesicht der Grande Nation.
Ben Abbès führt die Theokratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein. Frauen bleiben Zuhause und kümmern sich um die Familie, was das Problem der Arbeitslosigkeit löst. Ausbildungswege werden verkürzt, Kleinunternehmer gestärkt. Erstaunt muss der Décadence-Forscher feststellen, dass er als Mitglied der geistigen Elite Frankreichs durchaus noch gefragt ist. Von allen Seiten versucht man, François den Islam und damit verbunden eine Rückkehr an die Universität schmackhaft zu machen. Verlockende Forschungsprojekte, mehr Gehalt, und drei bis vier wunderschöne, devote Ehefrauen – ist das die Lösung seiner Lebenskrise oder eine Unterwerfung?
Der junge Regisseur Malte C. Lachmann setzt sich immer wieder mit der Rolle der Religion in unserer Gesellschaft auseinander: Seine Inszenierung von „Schwarze Jungfrauen“ von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel – ein Abend mit Monologen aus der Perspektive von Muslimas in Deutschland – gewann 2012 das Körber Studio Junge Regie. 2013 wurde sein Projekt „Protokolle von Toulouse“, das die letzten Gespräche des Attentäters Mohamed Merah verarbeitet, zum „Radikal jung“-Festival nach München eingeladen.
Mit: Christian Erdmann, Ben Daniel Jöhnk, Lorenz Nufer, Lea Ruckpaul
Regie: Malte C. Lachmann
Bühne und Kostüm: Ursula Gaisböck
Video: Robert Lehniger
Dramaturgie: Janine Ortiz
Staatsschauspiel Dresden