Das Scheitern werde unterschätzt, stellt Sieber fest. Und schon kommt die rhetorische Frage: "Wie komme ich jetzt zur Bundesregierung? Sehen Sie bei der Ampel irgendwas?" Die FDP wissse nicht, wohin sie wolle. So entstehe die Paartherapie zu dritt. Alles müsse schneller gehen, der Klimaschutz habe Vorrang. Und dann bestehe die Angst, dass die Schweiz über uns herfallen könne. "Wo waren die Milliarden, als man sie gebraucht hat?" so Sieber weiter. 100 Milliarden seien für die Pflege notwendig. Und das Feindbild sei natürlich wichtig: "Die Drecks-Russen sind an allem schuld!" Nein, es seien doch die Amerikaner gewesen.
Christoph Sieber analysiert als Wagenknecht des deutschen Kabaretts den "Putin-Versteher". "Was hilft gegen Putin?" fragt er entwaffnend. Vielleicht wäre die richtige Lösung, weniger Fleisch zu essen. Cem Özedemir sei doch der richtige Kanzler-Nachfolger: "Der Cem macht*s!" Und wenn rauskomme, dass Putin am Klopapier mitverdiene, stelle er das Kacken ein. Als mumifizierter Klimaschützer fragt er: "Was haben wir noch für eine Zukunft?" Die Corona-Impfung mache natürlich impotent und das werde an die junge Generation weitergegeben. Die Wurzel des Denkens sei der Zweifel. "Kinder werden ausgesaugt von ewigen Eliten", so Sieber weiter. "Was wir brauchen, ist mehr Zweifel."
Und dann: "Wir werden von Echsen regiert. Der Söder ist doch ein Salamander." Und dann könne man zusammen mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnen. So tue sich eine tiefe Kluft in der Gesellschaft auf. Manche würden nur noch Porsche fahren. Und in der internationalen Politik habe es nie Moral, sondern nur Interessen gegeben. "Negative Nachrichten verkaufen sich besser", bemerkt Sieber. Live schaltet sich der Kabarettist auch als Reporter ins Bundeskanzleramt. Ein Schatten könne Scholz gewesen sein. Kabarett lebe eben vom Negativen: "Was wird sich durchsetzen? Die Künstliche Intelligenz oder die Dummheit?" Alles werde digitalisiert und die Heizung surfe im Internet.
So gebe es sogar intelligente Kühlschränke. Die Digitalisierung sei allerdings die größte Gefahr für die Demokratie. "Lohnt sich eine eigene Meinung noch?" fragt Sieber. "Kann ich meine Seele dem Teufel noch verkaufen?" Man habe eine neue technikfreie Waldorfschule gegründet: "App, App, App und fertig ist der Depp". Und ein Bagger kollidiere mit dem Sendemasten. Christoph Sieber erinnert auch an Ludwig Hirsch, den großen österreichischen Liedermacher, der viel zu früh verstorben sei.
Sein Blick auf das Jobcenter ist ausgesprochen sarkastisch: "Schule war nie Ihre Stärke". Die Antragsteller hätten auf dem Arbeitsmarkt keine Chance. "Wenn ich Sie in Arbeit bringe, habe ich ja keine Arbeit." Und weiter: "Am Ende interessiert sich für Sie niemand." Würde werde längst durch Hartz IV oder Bürgergeld ersetzt. So erfolge die Umschulung zur Weiterbildung in Ausbildung. Arbeit dürfe eben keinen Spaß machen. "Ich bin privat sehr unpolitisch geworden und habe das Goldene Blatt abonniert", stellt Sieber fest. "Lieber faul als immer müde", laute das Motto. "Auf die großen Fragen des Lebens haben wir keine Antwort." Man solle den Kindern zurufen: "Werdet, wie ihr wollt, nur nicht so wie eure Eltern!"
Corona führe zur Apokalypse, werde das menschliche Gehirn aussaugen. Da reiche der Karl Lauterbach nicht. Man sollte Lehrer bewaffnen. Und Sieber philosophiert über die Arschbacken unter dem Fahrradsattel. Wenn bereits 17jährige in ein Helene-Fischer-Konzert gehen würden, sei das pervers. Und junge Menschen würden zum Studieren gehen, um zu studieren. Dann führt er als "Achtsamkeitstrainer" einen Reggae über das Grundgesetz vor. Er lobt das Publikum, es seien hier alles "Creme-de-la-creme-Zuschauer". "Im Internet schreiben immer die größten Idioten", meint Sieber. "Der schiefe Turm von Pisa hat mich persönlich nicht umgehauen."
Ewiggestrige würden immer noch im Kabarett hocken. "Ich bin für 'ne gut gemachte Diktatur!" Es gebe immer noch Leute, die meinen würden, dass "unter'm Hitler nicht alles gut gewesen sei". Gegen Ende des Programms wird Sieber immer schärfer. Und es habe im TV zwei schöne Hinrichtungen mit Andrea Kiewel gegeben. Und Helene Fischer habe "Atemlos durch die Nacht" gehaucht. Er habe schon die Ausbildung zum Despoten gemacht. Sieber philosophiert zudem böse über das "links-grün versiffte" Publikum. Man brauche doch schon Zuwanderung, um die Grenze wieder dicht machen zu können. Er sei froh, dass wir keine Bundestagswahlen hätten. Björn Höcke sei als Geschichtslehrer ebenso wenig fertig wie Donald Trump.
Rechte Populisten hätten eben Zulauf. Die katholische Kirche verbindet er mit "Ketzer, Ketzer!"-Rufen in Paderborn. Ratzinger habe zwar die Vorhölle abgeschafft, aber die Frauen würden in der katholischen Kirche trotzdem nicht zum Zug kommen. Und der Habeck werfe die Gasheizung raus. Das sei für ihn ebenfalls die Hölle. Das Paradies wäre für ihn eine Enttäuschung. Und selbst Hitler werde schließlich alles vergeben, weil er die Autobahn gebaut habe. Und auch Kardinal Woelki wird bei Sieber zur Zielscheibe des Spotts: "Ein Hirte ohne Herde ist ein alter Mann mit Stock..." So komme der Untergang mit guter Laune unaufhaltsam zwischen schweinsgesichtigen Kindern und dem Sparkassen-Roland. Das dicke Auto und der kleine Penis würden sich bestens ergänzen. Friedrich Merz träume nur noch von Aktienpaketen.
Und das Fazit: "Wir war'n im Kabarett!" Nicht jede Pointe sitzt, doch Christoph Sieber gelingt es, sein Publikum zu unterhalten und sogar nachdenklich zu machen. "Warum werden die, denen wir unsere Kinder anvertrauen schlechter bezahlt als die, denen wir unser Geld anvertrauen?" fragt Sieber. Dann müsste nämlich auch eine Krankenschwester reich sein.