Eine glänzend gepflegte Ritterrüstung - und darin befindet sich kein Körper, wohl aber eine Stimme mit pedantischem Geist. Italo Calvinos Roman "Il cavaliere inesistente" war Ausgangspunkt für Louise Lecavaliers neueste Choreographie "Battleground", die jetzt im Tanzhaus NRW ihre Uraufführung feierte. Dabei faszinierte sie nicht so sehr die Geschichte an sich, sondern die Idee eines körperlosen Geistes, leer aber voller Möglichkeiten. Statt einer Blechrüstung hat sich Lecavalier gegen die Widrigkeiten des Alltags mit schwarzer Hoody-Kleidung gewappnet.
Zunächst sind da nervöse Zuckungen in einer Hand, dann greift die Vibration auf den ganzen Körper über und hält ihn in ständiger Bewegung. Schnelligkeit wird zur ruhelosen Getriebenheit, die in den Beats der Techno-Musik ihren Widerhall findet. Der Tanz wird zur Obsession, zur verzweifelten Suche nach Identität. Das Schlachtfeld ist ein auf dem Bühnenboden markiertes Karree, auf dem nur noch ein Kampf mit und gegen sich selbst geführt wird. Unbeantwortet bleibt die Frage: Beherrscht der Körper den Geist oder der Geist den Körper? Erst durch die Begegnung mit einem anderen werden die zwanghaften, fast mechanischen Bewegungen abgemildert und durch Impulse der Berührung weicher.
Für ihre temporeiche, atemlose Performance erhielten Louise Lecavalier und ihr Tanzpartner Robert Abubo tosenden Applaus.
Choreografie: Louise Lecavalier
Tanz: Louise Lecavalier, Robert Abubo
Choreografie-Assistenz: France Bruyère
Lichtdesign: Alain Lortie
Musik: Antoine Berthiaume, Steve Roach
Eine Produktion von Fou Glorieux, koproduziert durch das tanzhaus nrw im Rahmen von „REAL BODIES – Körperkonzepte jenseits normativer Zuschreibungen“, gefördert durch die Kunststiftung NRW. Weiterhin koproduziert durch Usine C Montreal, Festival TransAmériques Montreal, National Arts Centre Ottawa, HELLERAU – Europäischen Zentrum für die Künste Dresden und Centquatre Paris.
Februar 2016