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„Unten (Nachtasyl)“ von Maxim Gorki in Hamburg

Premiere: 23.04.2006 im Deutschen Schauspielhaus

Deutsche Fassung von Angela Schanelec nach einer Übersetzung von Arina Nestieva

Das Stück spielt »In der Tiefe« - der russische Titel ist genauer als der, der sich im Deutschen eingebürgert hat. Von oben aus wird das Unten betrachtet. Damit schließt sich auch der Kreis zwischen Historie - dem vorrevolutionären Rußland von 1903 - und Gegenwart.

Die beginnt sofort nach dem Verlassen des Theaters, und was sich durch den Augenschein der Realität nicht unmittelbar erschließt, erhellen Zeitungsnachrichten und statistische Erhebungen, deren gemeinsamer metaphorischer Nenner die Aussage ist, die Schere zwischen arm und reich öffne sich. Wir sehen ein großes Panorama von Leben und Schicksalen am Boden der Gesellschaft: Unter anderem stirbt eine Frau; ein Mann hat den Durchblick, wacht aber trotzdem morgens verprügelt auf; eine Frau flüchtet sich in die Lektüre von Trivialromanen und vergießt Tränen über die Schicksale, die darin vorkommen; ein Baron hat mal bessere Tage gesehen und läßt sich für einen Schnaps zum Affen machen; ein Schauspieler träumt von einer Entziehungskur; wer nicht aufpaßt, wird beim Kartenspiel über den Tisch gezogen; die Besitzerin des Asyls plant die Ermordung ihres Mannes; ein Polizist deckt seinen Schwager, der sich gezielt Hehlerware stehlen läßt; eine Frau verunstaltet ihre jüngere Schwester aus Eifersucht darüber, daß ihr Liebhaber mit der ein Verhältnis eingehen will; der Besitzer des Asyls wird im Affekt ermordet; ein durchziehender Alter ist vom Leben durchgewalkt worden und verbreitet trotzdem Optimismus. Unterschiedliche Spielarten des Zynismus treffen auf unterschiedliche Spielarten des Eskapismus. Was ist realistischer? Auf Veränderung, auf Verbesserung, gar auf ein besseres Leben im Jenseits zu hoffen? Oder sich einzuigeln im Zustand es Gegebenen, abgeschottet gegen die Mitmenschen? Die Auseinandersetzungen finden völlig ungefiltert statt; keine gesellschaftlichen Konventionen beeinträchtigen die Figuren in ihren Haltungen oder in ihren Handlungen. Dasein ohne Distanz. Die Hauptrolle spielt die Wirklichkeit. Der Autor versagt sich jegliche Form der Moral. Es gibt keinen perspektivischen Fluchtpunkt, sei es des Pessimismus, sei es des Optimismus (der im Moment so gern herbeigeredet wird). Das macht das Stück groß und eine Aufführung heute wichtig. Ein Spiegelbild? Ja. Wir sehen: die Welt. Uns.

 

Regie: Jürgen Gosch

Bühne und Kostüme: Johannes Schütz

Licht: Dierk Breimeier

Dramaturgie: Michael Propfe

Es spielen: Marion Breckwoldt, Katja Danowski, Juliane Koren, Hedi Kriegeskotte, Bernd Moss, Hagen Oechel, Martin Pawlowsky, Klaus Rodewald, Lutz Salzmann, Kai Schumann, Maja Schöne, Ernst Stötzner*, Rik van Uffelen*, Jürgen Uter, Sören Wunderlich

 

Weitere Vorstellungen:

25.04.2006 20.00 Karten bestellen

27.04.2006 20.00 Karten bestellen

19.05.2006 20.00 Karten bestellen

25.05.2006 20.00 Karten bestellen

 

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