Er sieht das Geld tatsächlich als himmlisches Zeichen und möchte damit der blinden Stripteasetänzerin Absolut zum Augenlicht verhelfen. Für ihn ist es die Wiedergutmachung dafür, dass er und sein Freund Elisio aus Angst vor der eigenen Abschiebung eine Ertrinkende nicht gerettet hatten. Ein undefinierbares Schuldgefühl treibt auch Frau Habersatt um, sie entschuldigt sich manisch für nicht begangene Verbrechen. Frau Zucker, an Diabetes erkrankt, hat dagegen keine Skrupel, sich mit ihrem eigenen verpfuschten Leben in die Ehe ihrer Tochter Rosa zu zwängen. Die möchte ein Kind, doch ihr Mann Franz, Leichenwäscher, hat kein Gespür für das Leben. Auch die Philosophin Ella hadert mit der Welt, sie arbeitet an einer groß angelegten Abhandlung über deren Unzulänglichkeit.
Selbstmörder, Fatalisten, Zyniker, Gestrandete, Liebeshungrige und Einsame kämpfen in den Momentaufnahmen, die Dea Loher in den skizzenhaften und doch pointierten Short-cuts von Unschuld (2003) vor dem Zuschauer aufblättert, gegen die Banalität des Alltags und mit den ewig großen Fragen der Menschheit. Dabei stellt Loher - seit über 15 Jahren eine der führenden deutschen Gegenwartsautorinnen - sich mit ernster Eindringlichkeit, mit treffsicherem Humor und einem poetischen Blick dem Lückenhaften und der Unvollkommenheit, die dem Leben der Menschen unausweichlich innewohnt.
Regie: Thomas Krupa / Bühne: Thomas Krupa, Sabina Moncys / Kostüme: Sabina Moncys / Musik: Mark Polscher
Mit: Ulrike Euen / Ina Fritsche / Katja Gaudard / Annabelle Leip / Urs Rechn / Karlheinz Schmitt / Johannes Schön / Gotthard Sinn