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ÜBER TIERE von Elfriede Jelinek - Ergänzt um einen Zusatztext für das Schauspielhaus Zürich (Uraufführung)ÜBER TIERE von Elfriede Jelinek - Ergänzt um einen Zusatztext für das...ÜBER TIERE von Elfriede...

ÜBER TIERE von Elfriede Jelinek - Ergänzt um einen Zusatztext für das Schauspielhaus Zürich (Uraufführung)

Premiere: Samstag, 22.2.2014, 20.15 Uhr, Schiffbau/Box. -----

DAs Stück basiert auf polizeilichen Abhörprotokollen eines Wiener Callgirl-Rings und ist zu einer gewaltsamen, furchtbar komischen Textfläche geworden. Für diese Inszenierung hat die Literaturnobelpreisträgerin exklusiv einen dritten, Schweizspezifischen Teil verfasst, in dem sie aufgrund des viel diskutierten „Zürcher Strichplatzes“ jegliche Ökonomisierungsstrukturen von Sexualität rhetorisch brillant an den Pranger stellt.

 

In ihrem Stück ÜBER TIERE setzt sich die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek mit Sexualität und Abhängigkeit, mit Macht und Konsum, mit Männern und Frauen auseinander: mit Liebe und der so fälschlich als „käufliche Liebe“ bezeichneten, in Köpfen und an Strassenrändern präsenten Prostitution. Ursprünglich verfasst als Stück in zwei Teilen, hat Elfriede Jelinek ihren Text für Zürich zu einer Trilogie

erweitert. Am Anfang steht ein Liebesmonolog einer gealterten Frau, die in ebenso resignierter wie masochistischer Art über Liebe und Begierde in ihrem Leben spricht. Der zweite Teil basiert auf polizeilichen Abhörprotokollen eines Wiener Callgirl-Rings, der zum Teil noch minderjährige Mädchen an gut betuchte Klienten vermittelt. Das dokumentarische Material ist durch Jelineks Montage zu einer gewaltsamen Textfläche geworden: Menschliche Beziehungen werden als Marktbeziehungen entlarvt, die im sogenannten ältesten Gewerbe der Welt tätigen Frauen werden von Käufern, Dealern und zahlungskräftigen Kunden wie Vieh auf einem Markt eingeschätzt und verkauft.

 

Regisseurin Tina Lanik, 1974 in Paderborn geboren, wuchs in Stuttgart auf und studierte Politikwissenschaft an der Universität Wien. Ursprünglich wollte sie in den diplomatischen Dienst treten, hospitierte dann aber bei Elmar Goerden und wurde von ihm als Regieassistentin ans Schauspielhaus

Wien empfohlen. Von 1996 bis 2000 folgten Regieassistenzen am Staatstheater Stuttgart, weiter am Schauspielhaus Wien, bei den Wiener Festwochen und am Théâtre Vidy-Lausanne, wo sie mit Luc Bondy zusammenarbeitete. Ihr Regiedebüt gab sie am Rabenhof Theater in Wien, im Jahr 2000 nahm sie am Regiewettbewerb der Wiener Festwochen teil. 2003 wurde sie in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Sie inszenierte u.a. am

Schauspielhaus Bochum, am Theater Neumarkt in Zürich, am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Wiener Burgtheater sowie am Residenztheater München. Von Tina Lanik war am Schauspielhaus zuletzt „Der ideale Mann“ von Oscar Wilde in der deutschen Fassung von Elfriede Jelinek zu sehen.

 

ÜBER TIERE

von Elfriede Jelinek

Regie Tina Lanik

Bühne Stefan Hageneier

Kostüme Nana Kolbinger

Musik Pollyester

Licht Gerhard Patzelt

Dramaturgie Andreas Karlaganis

 

Mit:

Julia Kreusch

Lisa-Katrina Mayer

Isabelle Menke

Lena Schwarz

 

Zu diversen ÜBER TIERE-Vorstellungen Ende Februar und im März finden Experteneinführungen statt. Den Anfang macht Sascha Finger (Geographisches Institut der Universität Bern), der am 28. Februar über die Themen „Migration of Sexworkers“ und „Prostitution spaces“ sprechen wird.

 

Übersicht Spezialeinführungen (jeweils 19.30 Uhr, Schiffbau/Box):

Freitag, 28.2.: mit Sascha Finger (Geographisches Institut Uni Bern - Prostitution spaces, migration of sexworkers)

Montag, 3.3.: mit Susanne Schmetkamp (Philosophisches Seminar Uni Basel - Ethik und Prostitution)

Mittwoch, 5.3.: mit Regula Rother (Leiterin Zürcher Stadtmission)

Dienstag, 11.3.: mit Brigitte Hürlimann (Redaktorin NZZ, Juristin -

Regelung von Prostitution)

Donnerstag, 20.3.: mit Lea Boesiger (Mitarbeiterin Isla Victoria der Zürcher Stadtmission)

 

Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Box

24./ 25./ 28. Februar, jeweils 20.15 Uhr

1./ 3./ 5./ 7./ 11./ 12./ 19./ 20./ 22. März, jeweils 20.15 Uhr

9. März, 19.15 Uhr

Weitere Vorstellungen sind in Planung.

 

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