Der Chor auf einem breiten Balkon im Bühnenhintergrund, das Orchester wie üblich im Graben, das Corps de Ballett auf der Bühne: Himmel, Hölle, Erde? Wenn Martin Schläpfer sich für seinen neunten Ballettabend an der Deutschen Oper am Rhein Brahms "Ein Deutsches Requiem" vorgenommen hat, könnte diese Assoziation naheliegen, scheint aber etwas weit hergeholt.
Brahms "Requiem" ist keine Totenmesse, sondern eher ein Oratorium, das zwar Trauer kennt, den Hinterbliebenen aber in erster Linie Trost spenden soll und auch heitere Momente aufweist, so wie sich ja nach einer Beerdigung beim anschließendem Streuselkuchenessen auch eine gelöste Stimmung breitmachen kann. Auf diese Aspekte geht Schläpfer ein, wenn er z.B. ein Paar am Boden sitzend Rad fahren lässt. Neben Elementen der Emotion und der Retrospektive auf das Leben des Verstorbenen gibt es auch den christlich-religiösen Trost. Darauf nimmt Schläpfer im Schlussbild noch einmal Bezug, wenn die Häufung der Körper auf mittelalterliche Tafelbilder verweist, in denen die Szene des Jüngsten Gerichts mit den verdammten und erlösten Seelen dargestellt wird.
Soli, Pas de deux, stehen jedoch in dieser Choreographie des Requiems gleichwertig neben den Gruppenformationen, die besonders beeindruckend sind, wenn sich die Körper der Tänzer in dem schwarzen, glänzenden Bühnenboden spiegeln und sich das Corps somit zu verdoppeln scheint.
Enthusiastischer Beifall des Publikums für eine tänzerisch herausragende Leistung.
MUSIK
„Ein Deutsches Requiem“ nach Worten der Heiligen Schrift für Sopran, Bass, vierstimmigen Chor und Orchester op. 45 von Johannes Brahms
Choreographie: Martin Schläpfer
Musikalisch: Leitung Axel Kober
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Catherine Voeffray
Licht: Volker Weinhart
Chorleitung: Gerhard Michalski
Sopran: Sylvia Hamvasi
Bariton: Adrian Sâmpetrean / Boris Statsenko
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Chor: Chor der Deutschen Oper
Tänzerinnen: Sachika Abe, Ann-Kathrin Adam, Camille Andriot, Marlúcia do Amaral / Marlúcia do Amaral / Camille Andriot, Aisha L. Arechaga, Doris Becker, Wun Sze Chan, Mariana Dias, Feline van Dijken, Ana Djordjevic, Carolina Francisco Sorg, Cristina Garcia Fonseca, Yuko Kato, So-Yeon Kim, Emi Kuzuoka, Anne Marchand, Nicole Morel, Louisa Rachedi, Daniela Svoboda, Julie Thirault, Anna Tsybina
Tänzer: Christian Bloßfeld, Andriy Boyetskyy, Jackson Carroll, Martin Chaix, Helge Freiberg, Philip Handschin, Antoine Jully, Sonny Locsin, Bruno Narnhammer, Bogdan Nicula, Chidozie Nzerem, Sascha Pieper, Boris Randzio, Ordep Rodriguez Chacon, Martin Schirbel, Alexandre Simões, Remus Sucheana, Pontus Sundset, Maksat Sydykov, Jörg Weinöhl