Wie Schattenrisse bilden sich die Silhouetten zweier Tänzer vor einer Videoleinwand ab. Es donnert und regnet. Mit diesem stimmungsvollen Gewitterbild beginnt die Aufführung von "Le Sacre du Printemps" der Companie Heddy Maalem. Sie bildete den Abschluss des SACRE PLUS Festivals im Tanzhaus NRW.
Die Kompanie des französischen Choreographen algerischen Ursprungs setzt sich aus Tänzern aus Nigeria, Mali, Benin, Senegal und Guadeloupe zusammen. Daher fließen auch traditionelle afrikanische Bewegungsmuster in die Choreographie mit ein. Im Mittelpunkt seines "Sacre" steht nicht mehr die Opferung zum Frühlingsbeginn, sondern die Beziehung zwischen Mann und Frau, aber vor allem die Entwicklung der Menschheit von der Tradition zur Moderne, mit ihrer Zerrissenheit zwischen der Beibehaltung der alten Riten und den Anforderungen der modernen globalisierten Welt. Heddy Maalem stellt das eindrucksvoll dar, indem er die Choreographie zu Strawinskys Musik mit lärmender Musik zu repetitiven Videobildern aus der Millionenstadt Lagos unterbricht. So macht er deutlich, dass die moderne, urbane Lebenswelt mit ihren Verhaltensmustern fast ebenso brutal ist wie die alte rurale mit ihren heidnischen Riten. Maalem findet dazu überzeugende Gruppenformationen, die die Kompanie temporeich und dynamisch tanzt.
Ruhig klingt diese beeindruckende Inszenierung aus, um mit einem tosenden Applaus für eine überaus gelungene Vorstellung zu enden.
Choreografie: Heddy Maalem
Tänzer: Awoulath Alougbin, Serge Anagonou, Kehinde Awaiye, Taiwo Awaiye, Alou Cissé, Niama Diarra, Marie Diedhiou, Agnès Dru, Eveline Gomis, Marie-Pierre Gomis, Simone Gomis, Kingsley Odiaka, Hardo Papa Salif Ka, Shush Tenin
Musik: Igor Strawinsky
Soundtrack: Benoît De Clerck
Video: Benoît Dervaux
Kostüme: Agathe Laemmel
Foto: Ben Rudick
Dauer: 60 Min.
September 2010