Zwei Texte, wie füreinander gemacht: William Shakespeares „Titus Andronicus“ und Franz Kafkas „Brief an den Vater“. Der eine – Titus Andronicus – brüchig, dramaturgisch sprunghaft, voller expliziter Gewalt und offener Konfrontation zwischen den Generationen; ein Splattermovie der verletzten Ehre, ein Rachefeldzug der Söhne gegen ihre Väter. Der andere – „Brief an den Vater“ - konfliktscheu, überreflektiert, neurotisch herumdrucksend, verschämt sich rechtfertigend, wie eine Katze um den heißen Brei herum schleichend, ein autobiografisches Dokument der gescheiterten Kommunikation zwischen Vater und Sohn. Diese beide Texte verhalten sich zueinander wie Tag und Nacht, wie Bewusstsein und Unterbewusstsein, wie Traum und Wirklichkeit. Als hätten sie aufeinander gewartet: Liest man sie gegen-, verschränkt sie miteinander, kombiniert, überlagert und assoziiert sie, dann wird deutlich, was der andere jeweils nicht sagt. Shakespeares blinde Bruchstückhaftigkeit wird geschmeidig, Kafkas unsagbare Lähmung findet ein Ventil.
Mit Johanna Berger, Benjamin Mährlein, Lena Vogt, Yves Wüthrich und Matthias Zera
Textbearbeitung: Christopher Rüping & Jonas Zipf
Regie: Christopher Rüping
Dramaturgie: Jonas Zipf
Musik: Christoph Hart
Bühne/Kostüme: Veronika Bleffert & Benjamin Schönecker
Die nächsten Vorstellungen: 19., 20. April sowie 23., 24., 25. Mai 2013