Dabei ist die Sehnsucht nach gemeinsamen Werten und gelebter Solidarität, die hinter vielen solcher Bilder steckt, eine Imagination von Heimat, die gerade als Reaktion auf die Zunahme von Mobilität, Flexibilität, Ortlosigkeit und Entfremdung in neuen Arbeits- und Lebensentwürfen verstanden werden kann. Das Aalto-Musiktheater, das Aalto Ballett Essen, die Essener Philharmoniker, die Philharmonie Essen und das Schauspiel Essen präsentieren erneut das umfangreiche Angebot aller fünf Sparten der TUP und fragen nicht zuletzt, welche Rolle Kunst und Kultur als Bestandteil einer neuen „Heimat Ruhrgebiet“ spielen werden. Was ist nicht mehr? Und was ist noch nicht?
Los geht’s am Samstag, dem 17. Februar: Zum Auftakt ab 18:30 Uhr im Café Central International im Grillo-Theater werden die Intendanten Hein Mulders, Christian Tombeil und Ben Van Cauwenbergh das Publikum auf acht spannende und abwechslungsreiche Festival-Tage einstimmen. Anschließend folgt ab 19:30 Uhr im Grillo-Theater die Uraufführung des Stückes „Der Prinz, der Bettelknabe und das Kapital“ frei nach Mark Twain, das vom renommierten Regisseur Volker Lösch in Szene gesetzt wird. Lösch, der gemeinsam mit seiner Ko-Autorin Christine Lang diesem Stück den Untertitel „Das Märchen von der sozialen Gerechtigkeit“ gegeben hat, nimmt die mitten durch Essen verlaufende A40 als Sinnbild für eine auch soziale Teilung der Stadt in Arm und Reich. In der Inszenierung kommen neben Mitgliedern des Schauspielensembles auch Jugendliche aus Essen-Nord und Essen-Süd als Kinder der „gespaltenen Stadt“ zu Wort: Ausgehend vom Rollentausch von Prinz und Bettelknabe in Twains weltberühmtem Märchen gehen alle gemeinsam spielerisch der Lebensrealität auf beiden Seiten der A40 auf den Grund.
Das Programm am Sonntag, dem 18. Februar startet um 11:00 Uhr im Aalto-Theater mit einer Einführungsmatinee zu Heinrich Marschners romantischer Oper „Hans Heiling“, die knapp eine Woche später Premiere feiern wird (24. Februar). Gleich im Anschluss um 12:00 Uhr folgt im Foyer ein absolutes Novum am Aalto-Theater: Bei einem Frühschoppen wird es nicht Chansons und Champagner, sondern Bergmannslieder und Herrengedeck geben. Auf ein Meisterwerk der italienischen Oper darf man sich schließlich um 18:00 Uhr mit Giacomo Puccinis „Turandot“ freuen (Einführung um 18:30 Uhr im Foyer). Nebenan in der Philharmonie Essen sind um 19:00 Uhr zwei Weltstars zu Gast: Die Sopranistin Diana Damrau und der Tenor Jonas Kaufmann präsentieren Hugo Wolfs „Italienisches Liederbuch“. Begleitet werden sie vom Pianisten Helmut Deutsch.
Unter dem Titel „Inspiration Ruhrpott“ steht am Dienstag, dem 20. Februar, um 19:30 Uhr ein Abend in der Reihe „mehrmusik“ im Foyer des Aalto-Theaters auf dem Programm. „Ihr seid das Ruhrgebiet – die Droge, die mich süchtig macht “, wusste schon Schlagersänger Wolfgang Petry. Aber was macht unsere Region so besonders und einzigartig – auch nach der Bergbau-Ära? Welche Künstler haben sich hier Anregungen geholt und was ist dabei herausgekommen? Man darf gespannt sein auf eine witzig-nostalgische Spurensuche von Mahler bis Missfits.
Wer den russischen Pianisten Daniil Trifonov nicht live erlebt, verpasst etwas Einzigartiges. Die Gelegenheit dazu besteht am Mittwoch, dem 21. Februar ab 18:00 Uhr in der Philharmonie Essen. Trifonovs Kunst, dem Klavier Klänge von größter Farbintensität zu entlocken, ist außergewöhnlich. Mindestens ebenso ungewöhnlich ist die Tatsache, dass der Ausnahmepianist mit seinem Lehrer Sergei Babayan auf Tournee geht.
Dass das UNESCO-Welterbe Zollverein voller verrückter Klänge ist, können Kinder ab sechs Jahren am Donnerstag, dem 22. Februar, um 10:00 Uhr im Foyer des Aalto-Theaters erfahren. „Zollverein – die schönste Zeche der Welt“ heißt das Programm, das Fräulein Vorlaut (Marie-Helen Joël), Oliver Kerstan (Schlagzeug) und Heribert Feckler (Klavier) in der Reihe „Abenteuer Vorlaut“ vorstellen. Und ebenfalls am Donnerstag wird ab 20 Uhr in der Philharmonie der schwedische Organist Gunnar Idenstam seine Extraklasse mit Werken von Bach, Dupré, Reubke u.a. unter Beweis stellen.
Mit „It’s Teatime – Die Herrschaften laden zum Tee“ geht es am Freitag, dem 23. Februar um 16:30 Uhr in der Cafeteria des Aalto-Theaters weiter. Dann widmen sich Marie-Helen Joël (Fräulein Vorlaut), Michael Haag (Prof. Gisbert Träge) und ihre Gäste der bevorstehenden Opern-Premiere, denn sie finden „Hans Heiling“ – Einfach unerhört!
Eine ungewöhnliche Theater-Premiere erwartet die Besucher an diesem Abend ab 19 Uhr in der Casa des Schauspiels: Auf der Grundlage von Thea von Harbous Roman und Fritz Langs 1926 entstandenem Kino-Meisterwerk zeigt das Künstler-Kollektiv sputnic seinen Live-Animationsfilm „Metropolis“. Die Medienkünstler werden dann erstmals in Essen das von ihnen entwickelte Format „Live Animation Cinema“ präsentieren: Sie schaffen einen Trickfilm, der vor den Augen der Zuschauer animiert, geschnitten und vertont wird. Dabei setzen die Schauspieler auf der Bühne Kameras, Projektoren, Modelle, Illustrationen und Folien in Bewegung, aber auch ihre Körper, Stimmen und Instrumente ein.
Und um 19:30 Uhr ist im Aalto-Theater eines der berühmtesten Ballette der Tanzgeschichte zu sehen: „Schwanensee“. In Anlehnung an die klassische Choreografie von Marius Petipa zeigt Ben Van Cauwenbergh seine Version, in der die eigentliche „Schwanen-Handlung“ in die Traumwelt des Prinzen verlegt wird. In der zauberhaften Ausstattung von Dorin Gal wird dieser Traum lebendig.
Am Samstag, dem 24. Februar um 19:00 Uhr feiert Heinrich Marschners „Hans Heiling“ Premiere im Aalto-Theater (Einführung um 18:30 Uhr im Foyer). Die romantische Zauberoper, uraufgeführt 1833 in der Zeit des Durchbruchs der industriellen Revolution, ist auch eine Reflexion über die Gesellschaft der Arbeiter und Bergleute sowie deren Lebensstrukturen. Der Bezug wird in der Regie von Andreas Baesler ebenso deutlich werden wie in der Ausstattung – die RAG stellt dem Aalto-Theater original Bergbau-Kleidung zur Verfügung. Getragen wird sie von den Erdgeistern, die in ihren unterirdischen Gängen nach Schätzen graben. Doch ihr König Hans Heiling hat anderes im Sinn: Er geht hinauf in die „obere Welt“, um seine magische Herkunft hinter sich zu lassen, zu heiraten und ein gewöhnliches Menschendasein zu führen. Wie lange kann das gut gehen? Eine alte böhmische Sage war die Inspirationsquelle für Marschners Oper, die hineinführt in die tiefste deutsche Romantik. Der unbehauste Titelheld erscheint wie ein verkehrter Faust: Alle Gelehrtheit, alle Zauberkraft und alle Erkenntnis opfert er zugunsten einer für ihn scheinbar erstrebenswerten Normalität. Und auch musikalisch ist „Hans Heiling“ ein Schlüsselwerk deutscher Kulturgeschichte, ein Verbindungsscharnier zwischen Carl Maria von Weber und Richard Wagner, in dessen Werken Marschner nachklingt.
Die TUP-Festtage enden am Sonntag, dem 25. Februar und sind zunächst auf dem UNESO-Welterbe Zollverein zu Gast: In Halle 12 heißt es für Kinder ab drei Jahren um 12:00 und 14:30 Uhr „Zollverein – die schönste Zeche der Welt“. Zum Abschluss der Festtage zeigt das Aalto Ballett Essen am Nachmittag nochmals „Schwanensee“ zur märchenhaften Musik von Pjotr I. Tschaikowski, Beginn ist um 16:30 Uhr im Aalto-Theater.
Die TUP-Festtage 2018 werden ermöglicht durch die Sparkasse Essen.
Karten sind im TUP-TicketCenter, II. Hagen 2, Tel.:0201/81 22-200 oder online unter www.theater-essen.de erhältlich. Zu Kunst⁵ wird zudem ein Festtagspass zum Preis von 50,00 Euro (ermäßigt 30,00 Euro) angeboten, mit dem die Veranstaltungen zum halben Preis besucht werden können.