Sie werden recherchieren, Interviews führen, Material sammeln und mit den Bewohnern szenisch probieren. Daraus entstehen spielerische Präsentationen. An vier Theaterabenden, in vier Expeditionsreisen, hat das Publikum Gelegenheit, sich zu diesen besonderen Orten einladen zu lassen, die Menschen und ihre individuellen Lebenswirklichkeiten kennenzulernen –
vier faszinierende mögliche Welten in der eigenen Stadt!
Das »projekt mögliche welten« ist ein Laboratorium des Glücks, eine Begegnung der Kunst mit Realitäten, die bislang unbekannt oder fremd waren und nun sichtbar, sprechbar und spielbar gemacht werden. Gesucht wird die wirkliche Welt in ihren möglichen Formen, in ihren Variationen von sozialer Phantasie und ästhetischem Verhalten.
Die erste der vier Reisen entführt die Zuschauer am 15./16. Februar 2008 auf den Flughafen Magdeburg. Nur 800 Meter fehlen an der Startbahn, um von dort mit einem Flugzeug zu fernen Orten abheben zu können. Im Jahre 2001 wurde die Verlängerung der in west-östlicher Richtung verlaufenden Landebahn auf 1.800 m beschlossen. Der Beschluss war jedoch zuvor und auch später heftig umstritten. Während die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und PDS sowie Teile der SPD und eine Bürgerinitiative gegen den Ausbau argumentierten, sprachen sich die CDU und Teile der SPD dafür aus. Die Ausbaugegner verwiesen auf den bereits ausgebauten, 40 km entfernten, aber praktisch ungenutzten Flughafen Cochstedt. Aufgrund fehlender Finanzen ruhen die Ausbaupläne seit 2005. Derzeit wird der Flughafen von Luftsportlern (Segelflieger, Fallschirmspringer) und Privatfliegern sowie für Rundflüge genutzt.
Unter dem Titel »achthundert meter bis zum glück« entdecken die Zuschauer als Forschungsreisende den »Flughafen Magdeburg« neu – jenseits des Meinungsstreits der Ja- und Neinsager. Zu Wort kommen Anhänger und Gegner des Flughafenausbaus, die in spielerischer Überhöhung miteinander konfrontiert werden, aber auch Mitarbeiter des Flughafens, Piloten, Modellbauer und Weltreisende. Der Flughafen wird erlebbar sein als Ort eines unterbrochenen urbanen Neuanfangs, als ein Ort der Melancholie, aber auch als Ort der Sehnsucht, der Ferne verheißt. Gesucht wird das Unbekannte – die Zuschauer werden eingeladen, es an diesem Abend direkt in Magdeburg zu erkunden, unmittelbar vor der Haustür des eigenen Lebens!
Die drei folgenden Theaterabende ermöglichen Begegnungen mit früheren DDR-Vertragsarbeitern aus Mocambique, die seit Jahrzehnten in einem Magdeburger Wohnheim leben, mit Bewohnern einer Magdeburger Kleingartenkolonie und mit einem Ort alternativer Lebenskultur in Magdeburg.
Das theater magdeburg schließt mit dem »projekt mögliche welten« an sein »projekt soziale recherche« aus der Spielzeit 2006/2007 an, das sich in fünf Einzelproduktionen mit Untersuchungen im Alltag befasste. Regisseur Lukas Langhoff war mit dem Abend »Kinder zur Sonne« (einer Stückentwicklung mit Magdeburger Jugendlichen) dabei. Lukas Langhoff ist seit Jahren als Regisseur am theater magdeburg tätig und hat sich auch in anderen Produktionen mit dem Leben in Magdeburg auseinandergesetzt. So arbeitete er u. a. in »Leonce und Lena« von Georg Büchner mit den Cheerleadern »Guardian Angels« aus Magdeburg zusammen, in »Girlsnightout« mit Bodybuildern, in »Raststätte« mit Magdeburger Senioren und in »Medeamaterial« mit hier lebenden Schwarzafrikanern.
Die Reise beginnt im Shuttle-Bus, der die Besucher vom Schauspielhaus zu den Vorstellungen auf dem Flughafenterminal bringt. Abfahrt Schauspielhaus um 19:30 Uhr.
Mit freundlicher Unterstützung von »Der gelbe Bus« Magdeburg.
Regie Lukas Langhoff Ausstattung Sven Nahrstedt
Team Esther Holland-Merten, Remsi Al Khalisi
Präsentationen Fr., 15. 02., und Sa., 16. 02. 2008 | 19:30 Uhr
Spielort Flugplatz Magdeburg (mit Bustransfer ab schauspielhaus)
Ticketreservierung unter Tel. (0391) 540 - 63 63, - 64 44 oder - 65 55
Gefördert im Fonds Heimspiel der Kulturstiftung des Bundes.