
Schnitzlers erster Romanheld, der durchschnittlich begabte Komponist Georg von Wergenthin (Nestroy-Preisträger Alexander Absenger), lässt sich ziellos durch die Wiener Gesellschaft treiben als gern gesehener Gast in den Salons liberaler, großteils assimilierter jüdischer Patrizier. Es kam Schnitzler „nicht darauf an, irgendwas nachzuweisen: weder dass Christ und Jude sich nicht vertragen – oder dass sie sich doch vertragen können - sondern ich wollte, ohne Tendenz, Menschen und Beziehungen darstellen, die ich gesehen habe.“
"Vordergründig betrachtet erzählt Arthur Schnitzler in seinem mit vielen autobiografischen Bezügen versehenen Gesellschafts-Roman Der Weg ins Freie eine von Tragik und Egozentrik überlagerte Künstler-Liebesgeschichte. Er verwebt sie in die Wiener Zeitläufe Ende des 19. Jahrhunderts und schafft so eine Art Parabel über Spannungsfelder menschlicher Beziehungen in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Humanität und Empathie verloren gehen, Antisemitismus, Nationalismus, Rassismus aufbranden und ein relevantes Agieren vonnöten wäre.
Vor der Folie der Jetztzeit besitzt dieser Stoff verblüffende Aktualität: Spinnwebfäden wehen aus der Vergangenheit hinüber und legen Wurzeln rechtsgewandter Gesinnung von heute frei. Angereichert mit persönlichen Notizen Arthur Schnitzlers und originalen politischen Zeitstimmen entsteht ein Gesellschafts-Psychogramm, ein Spiel verirrter Seelen, eine Paraphrase über Liebe, Verantwortlichkeit, Künstlertum und Lebensverankerungen, ein wienerischer Tanz der Einsamkeit auf dem Vulkan zunehmender politischer Radikalisierung."
Susanne Felicitas Wolf
Sie haben wohl recht, dass in meinem Buch zwei Romane enthalten sind, und dass künstlerisch genommen, der Zusammenhang kein absolut notweniger sein mag. Mir war das Verhältnis Georgs zu seiner Geliebten immer geradeso wichtig wie seine Beziehung zu den verschiedentlichen Juden des Romans – ich habe eben ein Lebensjahr des Freiherrn von Wergenthin geschildert, in dem er über allerlei Menschen und Probleme und über sich selbst ins Klare kommt. Und es kam mir ja schließlich nicht darauf an, irgendwas nachzuweisen: weder dass Christ und Jude sich nicht vertragen – oder dass sie sich doch vertragen können – sondern ich wollte, ohne Tendenz, Menschen und Beziehungen darstellen die ich gesehen habe.
Arthur Schnitzler an Georg Brandes, 1908
Regie
Janusz Kica
Bühnenbild
Karin Fritz
Kostüme
Eva Dessecker
Musik
Matthias Jakisic
Dramaturgie
Matthias Asboth
Licht
Manfred Grohs
Georg von Wergenthin, Komponist
Alexander Absenger
Heinrich Bermann, ein Dichter
Raphael von Bargen
Anna Rosner, Klavierlehrerin
Alma Hasun
Else Ehrenberg, eine Salondame
Michaela Klamminger
Leonie Ehrenberg, ihre Mutter
Elfriede Schüsseleder
Salomon Ehrenberg, ihr Vater, Patronenfabrikant
Siegfried Walther
Therese Golowski, Sozialistin
Katharina Klar
Leo Golowski, ihr Bruder, Mathematiker, Pianist, Zionist
Julian Valerio Rehrl
Doktor Stauber sen., Hausarzt und Freund der Ehrenbergs und Rosners
Joseph Lorenz
Berthold, sein Sohn, Politiker und Arzt
Oliver Rosskopf
Demeter Stanzides, Oberleutnant und Jockey
Tobias Reinthaller
Josef Rosner, Annas Bruder, angehender Redakteur
Jakob Elsenwenger
Ernst Jalaudek, Papierhändler und Politiker
Michael Schönborn