Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger: „Helmuth Lohner war ein hinreißender Darsteller feinnerviger Charaktere, ein Sprachkünstler, dessen schauspielerische Präzision, Phantasie und Hingebungskraft bewundert wurde. Abseits der Bühne war er ein bescheidener Mensch von feiner Gesinnung, der auch als Direktor der Josefstadt für Toleranz, Mitmenschlichkeit und Güte stand.“
Helmuth Lohner hätte im Dezember 2015 in der Regie von Herbert Föttinger und in einer Fassung von Peter Turrini den „Anatol“ an der Josefstadt spielen sollen. Seine Erfolgsinszenierung von „Schon wieder Sonntag“ mit Lebensfreund Otto Schenk ist ab Herbst 2015 wieder an den Kammerspielen der Josefstadt zu sehen.
Sein Tod bedeutet einen unersetzbaren Verlust für die Josefstadt, für das deutschsprachige Theater und großen Schmerz für alle, die ihn kennen und ihm nahestanden. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.
Helmuth Lohner wurde am 24. April 1933 in Wien geboren.
Sein Josefstadt-Debüt gab Helmuth Lohner in der Rolle des Jean Pierre in „Südfrüchte“ (André Birabeau) am 25.7.1953, bis 1963 spielte er in mehr als 60 Premieren in der Josefstadt und den Kammerspielen.
Danach folgten Engagements am Berliner Kurfürstendamm, Münchener Residenztheater, Thalia Theater in Hamburg, Deutsches Schauspielhaus, Schauspielhäuser in Düsseldorf und Zürich, dem Wiener Burgtheater und den Salzburger Festspielen.
1991 kehrte Helmuth Lohner an das Theater in der Josefstadt zurück.
Von 1997 bis 2003 und 2004 bis 2006 leitete er als Direktor die Josefstadt und verantwortete in dieser Zeit mehr als 150 Premieren, zu seinen Regiearbeiten zählen in dieser Zeit u.a. „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ (1995), „Jacobowsky und der Oberst“ (1997), „Höllenangst“ (1997).
Lohner gilt als überaus wandlungsfähiger, disziplinierter und hochsensibler Darsteller von hoher Sprechkultur, dessen Repertoire von Shakespeare bis Schnitzler reicht. Er überzeugte als Hamlet, König Richard III. und als Mephisto. Darüber hinaus ist er als der ideale Nestroy-, Schnitzler- und Horváth-Interpret geschätzt. Über seinen Alfred in Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" schrieb Friedrich Torberg 1967: "Man wird die Darsteller solcher zwielichtiger Horváth-Helden in Hinkunft an Helmuth Lohner messen."
Zudem erlangte er hohe Popularität als Filmschauspieler in Unterhaltungsfilmen der 1950er und 60er Jahre, gestaltete Soloprogramme mit Rezitationen und Couplets, pendelte beruflich ständig zwischen München, Wien, Berlin, Zürich und Salzburg. 1990 bis 1994 war Helmuth Lohner der „Jedermann“ bei den Salzburger Festspiele.
In den Kammerspielen der Josefstadt stand Helmuth Lohner in den letzten Jahren auf der Bühne in "Halpern & Johnson"; im Theater in der Josefstadt in "Die Glut", "Das weite Land", "Eines langen Tages Reise in die Nacht", "John Gabriel Borkman" und zuletzt in der Hans Neuenfels-Inszenierung von Heiner Müllers "Quartett" (2013/14).
Seine Inszenierung von Bob Larbeys „Schon wieder Sonntag“ mit Otto Schenk (Premiere 26.3.2015) wird ab September 2015 wieder in den Kammerspielen der Josefstadt zu sehen sein.
Helmuth Lohner und Otto Schenk haben am Theater in der Josefstadt in mehr als 20 Produktionen zusammen gearbeitet.
Auszeichnungen u.a: Kainz-Medaille; Nestroy-Ring; Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold; Kammerschauspieler; 2003 Ehrenmitglied des Theaters in der Josefstadt; Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse; Goldenes Ehrenzeichen für Verdiente um das Land Wien.