Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theater Heilbronn: "Homo faber" nach dem Roman von Max FrischTheater Heilbronn: "Homo faber" nach dem Roman von Max FrischTheater Heilbronn: "Homo...

Theater Heilbronn: "Homo faber" nach dem Roman von Max Frisch

Premiere am 28. September 2013, 19.30 Uhr , Großes Haus. -----

Walter Faber, Schweizer Ingenieur bei der UNESCO in New York, ist Rationalist durch und durch. Er glaubt an die Mathematik. Begriffe wie Mystik und Schicksal haben in seinem Denken nichts zu suchen. „Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen."

 

Alleinsein ist der einzigmögliche Zustand für ihn. Mehr als vier Tage mit einer Frau hält er nicht aus, dann hat er wieder Sehnsucht nach seinen Turbinen. Auf einem Flug nach Venezuela muss sein Flugzeug notlanden. Hencke, ein junger Deutscher fällt ihm auf, der, wie sich herausstellt, der Bruder seines früheren Studienfreundes Joachim ist. „Wieso Fügung?“, resümiert Faber. „Ich gebe zu: Ohne die Notlandung …wäre alles anders gekommen; ich hätte diesen jungen Hencke nicht kennengelernt, ich hätte vielleicht nie wieder von Hanna gehört, ich wüsste heute noch nicht, dass ich Vater bin…Vielleicht würde Sabeth noch leben. Ich bestreite nicht: Es war mehr als ein Zufall, daß alles so gekommen ist, es war eine ganze Kette von Zufällen.“

 

Denn Faber muss sich gerade der heiratswütigen Ivy in New York erwehren. Um ihr früher zu entkommen, tritt er seine nächste Reise nach Europa nicht wie geplant per Flugzeug, sondern mit dem Schiff an. An Bord lernt er das junge Mädchen Elisabeth kennen, das ihn mehr und mehr bezaubert. Sie ist das ganze Gegenteil von ihm: jung, lebhaft, verträumt, belesen, kulturinteressiert. Beide fühlen sich trotz des großen Altersunterschieds zueinander hingezogen. Faber wird auf merkwürdige Weise an seine Jugendliebe Hanna erinnert. Doch jegliche Verdachtsmomente, dieses Mädchen könne vielleicht sein Kind sein, rechnet er sich mit messerscharfem Verstand einfach weg…

 

Fünf Monate dauert die glücklichste und zugleich tragischste Zeit seines Lebens. Am Ende ist seine Existenz auf den Kopf gestellt und die seiner liebsten Menschen zerstört. Faber schreibt einen Bericht, um zu begreifen, was geschah und er ahnt, wie falsch es war, sich immer etwas vorzumachen und vor sich selbst davon zu laufen.

 

Als das Kulturjournal des NDR unter seinen Zuschauern eine Umfrage zum Thema: „Welches Buch hat mich verändert“ startete, landete Max Frischs Roman „Homo faber“ aus dem Jahre 1957 auf dem ersten Platz. Tatsächlich lässt einen dieser Bericht des Technikers Walter Faber lange nachdenklich zurück. Und man wird, wenn man sich einmal damit beschäftigt hat, die unglaubliche Geschichte über diesen „verhinderten Menschen“ und sein „versäumtes Leben“ – so beschrieb Max Frisch es selbst - niemals wieder vergessen.

 

Bühnenfassung von Peggy Mädler

 

Regie: Axel Vornam

Ausstattung: Tom Musch

Dramaturgie: Stefanie Symmank

 

Mit: Judith-Lilly Raab (Ivy/ Stewardess), Luise Schubert (Elisabeth Piper), Sabine Unger (Hanna Piper, geb. Landsberg); Stefan Eichberg (Walter Faber), Joachim Förster (Marcel/ junger Mann/ Techniker), Frank Lienert-Mondanelli (Professor O./ Mr. Williams), Sebastian Weiss (Herbert Hencke/ Lajser Lewin)

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN TRAGISCHES REISEERLEBNIS -- "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann im Studiotheater STUTTGART

Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hatte in Stuttgart "Mario und der Zauberer" nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann Premiere. Auf konzentriertem Raum lässt die Regisseurin Daniela Urban…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER MUSIKKRITIKER LÄSST GRÜSSEN -- "Der Tod, das muss ein Wiener sein" im Renitenztheater Stuttgart

Das Wiener Kaffeehaus als Institution wurde hier gebührend gefeiert. Nikolaus Büchel bereitete das Ganze als Regisseur und gebürtiger Wiener auch kabarettistisch auf: "Wie kommt der Wolf ins…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL ZWISCHEN LICHT UNDS SCHATTEN -- "Otello" von Giuseppe Verdi in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Silvia Costa integriert Videoeinlagen von John Akomfrah, wo die Otello-Tragödie in eindringlichen Bildern nachgezeichnet wird. Der erste Akt ist geprägt von einer Statue und einem…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZWISCHEN KLASSIK UND UNTERHALTUNG -- "Heavy Metal aus Schwaben" im Schloss Bietigheim-Bissingen

Das Tuba-Euphonium Quartett des Landesblasorchesters Baden-Württemberg mit Steffen Burkhardt, Peter Teufel, Erich Hermann und Markus Scholl präsentierte einen interessanten Streifzug durch die…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBEREI UND KABARETT VERBUNDEN -- Kabarett mit Thomas Fröschle im Glasperlenspiel ASPERG

"Investigative Comedy vom Feinsten" präsentierte Thomas Fröschle im Glasperlenspiel, wobei er auf die Verwechslung mit "Äffle und Pferdle" gleich zu Beginn hinwies. Zauberkunst und Kabarett wurden…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑