Elfriede Jelinek bezieht sich in diesem Theatertext auf die Ermordung von ca. 200 jüdischen Zwangsarbeitern im Rahmen eines nationalsozialistischen Gelages am 24. März 1945 auf dem Rechnitzer Schloss an der österreichisch-ungarischen Grenze. Die Täter fliehen kurz darauf ins Ausland, die Russen marschieren ein, Schloss Rechnitz geht in Flammen auf. Nach dem Krieg verschwinden Zeugen des Massakers, Strafverfahren enden im Nichts. Die 200 Leichen hat man bis heute nicht entdeckt. – Auf der Folie von Luis Buñuels Film »Der Würgeengel« drängen in Jelineks Text Boten in einen Raum, den keiner mehr verlassen wird.
Sie berichten, in Wiederholungen, Variationen und Widersprüchen, von der grausamen Tat, versuchen, das Unsagbare in Worte zu fassen, umkreisen das Ungeheuerliche, ohne sein Zentrum zu erreichen. Ein dichtes, übereinandergeschichtetes Bild der Ereignisse entsteht, verharrend in seiner Unschärfe, die umso bohrendere Fragen provoziert.
Regie: Marcus Lobbes / Bühne & Kostüme: Wolf Gutjahr / Video: Michael Deeg / Dramaturgie: Carolin Hochleichter
Mit: Johanna Eiworth; Frank Albrecht, Ben Daniel Jöhnk, Mathias Lodd, Martin Weigel
Im Vorfeld der Inszenierung gibt es am 1. Dezember, um 18 Uhr den Film »Totschweigen«. Der in den Jahren 1990 bis 1994 entstandene Film von Eduard Erne und Margareta Heinrich hat die Suche der israelitischen Kultusgemeinde nach dem Grab, in dem die Opfer jener Nacht verscharrt wurden, begleitet. Er beleuchtet den historischen Hintergrund und erzählt von den Opfern, den Hinterbliebenen und den Überlebenden. Für Elfriede Jelinek war dieser Film ein zentraler Bezugspunkt für die Entwicklung ihres Textes.
Spieldaten
DIENSTAG, 07.12.10 - 20:00 Uhr
DONNERSTAG, 09.12.10 - 20:00 Uhr
SONNTAG, 19.12.10 - 20:00 Uhr