Beziehungsweise: Ist Langeweile, Überdruss an einem Leben, das zu großen Teilen aus Pflichterfüllung besteht, ein Motiv? Der angesehene Staatsanwalt kann den Mann, den er eigentlich anklagen soll, sehr gut verstehen. Und ehe er sich versieht, hat er sie selbst in der Hand – die Axt.
Traumwandlerisch, wie ein Wiedergänger des sagenumwobenen Grafen Öderland, zieht er durchs Land. Und wehe, ihm stellt sich jemand entgegen! Schnell finden sich Anhänger, der Solotrip wird zum Aufstand und der Staatsanwalt zur Ikone. Ohne erkennbares Ziel vor Augen rebelliert die Menge, bis sie das Land ins Chaos gestürzt hat und ihr das Wasser buchstäblich bis zum Halse steht. Dabei wollte der Staatsanwalt doch einfach nur leben. Gibt es ein Erwachen aus diesem Albtraum?
Max Frisch (1911–1991) betrachtet „Graf Öderland” als eines seiner wichtigsten Werke. Er beschäftigte
sich mit dem Topos bereits 1946 in einer Prosaskizze, bevor 1951 das Theaterstück in Zürich uraufgeführt wurde. 1956 und 1961 überarbeitete Frisch das Stück und legte neue Fassungen vor, die in Frankfurt am Main bzw. in Berlin zur Uraufführung gelangten. In seiner Moritat beschwört Frisch den Mythos des Axt schwingenden Revolutionärs, dessen Kampf für ein pflichtbefreites Leben zum willkürlichen Amoklauf wird.
„Graf Öderland” wirft zugleich einen Blick auf eine Gesellschaft, in der sowohl die Bereitschaft zur Rebellion als auch der Wille, am Status quo festzuhalten, sich in ihrer Bedingungslosigkeit nicht voneinander unterscheiden.
Inszenierung: Konstanze Lauterbach,
Bühne: Kathrin Frosch,
Kostüme: Karen Simon,
Musik: Achim Gieseler,
Dramaturgie: Carola Hannusch
Der Staatsanwalt
Jan Pröhl
Elsa, seine Gattin
Floriane Kleinpaß
Doktor Hahn
Tom Gerber
Hilde, Inge, Coco
Laura Kiehne
Der Mörder
Jörg Malchow
Ein Wärter, Hotelgast, Der General
Rezo Tschchikwischwili
Der Vater, Ein Köhler, Ein Gendarm, Ein Rebelle, Auslandspresse
Sven Seeburg
Ein Nachrichtensprecher, Hotelboy, Ein Student
Johann David Talinski
Eine Nachrichtensprecherin, Eine Concierge, Eine Kulturträgerin, Staatspräsidentin
Ines Krug
Ein Köhler, Der Fahrer, Der Kommissar
Jens Ochlast
Ein Köhler, Der Innenminister, Ein Sträfling
Stefan Diekmann
Ein Köhler, Der Direktor, Ein Kulturträger
Gerhard Hermann
Ein Köhler, Ein Rebelle, Auslandspresse, Frau Hofmeier
Lisa Jopt
08. Februar ’12 19:30 Uhr
26. Februar ’12 19 Uhr
03. März ’12 19:30 Uhr
10. März ’12 19:30 Uhr
18. März ’12 16 Uhr