Doch Alfredos Vater fürchtet um den Ruf der Familie und drängt Violetta, die Beziehung zu beenden. Verzweifelt gibt Violetta nach. Sie schreibt Alfredo einen Abschiedsbrief und kehrt nach Paris zurück. Als sie auf einem Ball erneut Alfredo begegnet, will Violetta ihn glauben lassen, dass sie einen anderen liebt. Eifersüchtig wirft Alfredo ihr sein im Glücksspiel gewonnenes Geld vor die Füße, um sie für ihre „Liebesdienste“ zu entlohnen. Erst Wochen später erfährt er von seinem Vater die wahren Beweggründe für Violettas Trennung. Reumütig kehrt er zu ihr zurück, doch Violetta liegt bereits im Sterben …
Die literarische Vorlage
Im Jahre 1848 erschien in Paris Alexandre Dumas’ Roman „Die Kameliendame“, in der Dumas mit seiner Romanfigur Marguerite Gautier die berühmte Pariser Kurtisane Alphonsine Duplessis zum Leben erweckte, die ein Jahr zuvor im Alter von nur 23 Jahren gestorben war. Dumas, im selben Alter wie Alphonsine, gehörte zum Kreis ihrer Verehrer, schrieb also voll von tiefen inneren Eindrücken und persönlichen Erlebnissen, was wohl den sensationellen Erfolg dieses Romans ausmachte. Kurze Zeit später arbeitete ihn Dumas zu einem Drama um. Dies geschah, wie er selbst sagte, innerhalb von acht Tagen und „mehr aus Geldmangel als aus innerem Antrieb“.
Verdis Oper
Durch Dumas’ Drama lernte Giuseppe Verdi das Schicksal der Kurtisane kennen. Er sah es 1852 gemeinsam mit seiner späteren Gattin Giuseppina Strepponi im Pariser Théâtre du Vaudeville und war sofort begeistert von diesem Sujet: „Ich will neue, schöne, große, abwechslungsreiche, kühne Stoffe. Kühn bis zum äußersten, neu in der Form.“ Nach „Rigoletto“ und „Il Trovatore“ stellte er nun auch in „La Traviata“ wieder eine gesellschaftlich geächtete Person in den Mittelpunkt des Geschehens, was eine für die damalige Opernszene unerhörte Neuerung darstellte. Auch die durchaus kritische Darstellung des Pariser Halbweltmilieus brachte Verdi nicht nur Lob ein. So bestand denn auch die Leitung des Teatro La Fenice in Venedig auf die Verlegung der Handlung in die Vergangenheit, weshalb auf dem Theaterzettel der Uraufführung „um 1700“ zu lesen war.
Für die Komposition der Oper hatte Verdi nicht sehr lange gebraucht. Schon im März 1853 fand die Uraufführung statt. Bis heute zählt „La Traviata“ zu den erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte. Neben der anrührenden Geschichte ist es vor allem Verdis unmittelbar emotionale Musik, die den Reiz dieser Oper ausmacht. Die Regisseurin Yona Kim äußerte dazu: „Ich erkenne, dass Dumas’ seltsam glühendes Wesen aus Marmor im musikalischen Universum von Verdi eine radikale Metamorphose erlebt und als Frau mit einer wahnwitzigen Liebes- und Leidensfähigkeit wiedergeboren wird. Violettas Emotionen, die Verdi ohne Umweg beim Namen nennt, treffen mich mit solcher archaischer Kraft wie Andersens Märchen, die mich seit der Kindheit nie verlassen haben. Beim Hören des 2. Aktes, wo Violetta zum gewaltsamen Totalverzicht auf Alfredo gezwungen wird, erinnere ich mich an meinen unerträglichen Schmerz, den ich als siebenjähriges Mädchen empfand, als ich die Geschichte der kleinen Meerjungfrau las, die auf ihren geliebten Prinz verzichtet und sich in Luftblasen im Meer verwandelt …“
Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Domonkos Héja
Inszenierung: Yona Kim
Bühnenbild: David Hohmann
Kostüme: Nadine Grellinger
Chöre: Mary Adelyn Kauffman
Svetlana Katchour (Violetta), Tiina Penttinen (Flora), Kathleen Glose (Annina), Zurab Zurabishvili (Alfredo Germont), Hans Christoph Begemann (Giorgio Germont), André Riemer (Gastone), Matthias Winter (Baron Douphal), Martin Gäbler (Doktor Grenvil), Burkhard Kosche (Marquis von Obigny), Sung-Min Choi (Giuseppe), Alexander Martin (Ein Bote), Thomas Schultz (Ein Diener Floras)