Werner Egk ist heute im Gegensatz zu Kolumbus beinahe in Vergessenheit geraten, doch sein Erbe ist nicht weniger umstritten: Seine Karriere erreichte ihren Zenit in der NS-Zeit, zahlreiche Aufträge – auch für solche Anlässe wie die Olympischen Festspiele 1936 –, Dirigate und den Posten als Leiter der Komponistenfachschaft in der Deutschen Reichsmusikkammer akzeptierte er mit Dankbarkeit. Nach dem Krieg gelang es ihm, sich als Widerstandskämpfer zu inszenieren und den Entnazifizierungsprozess schnell hinter sich zu bringen. Die Tatsache, dass seine musikalische Sprache, die sich an der eklektischen und ausdrucksstarken Musik von Strawinsky orientierte, von den parteitreuen Kritikern manchmal kritisiert wurde, diente ihm als Alibi.
1932 näherte sich Egk dem Thema Kolumbus, als er den Auftrag erhielt, eine abendfüllende Rundfunkoper zu komponieren. »Das Textbuch wurde unter Verwendung authentischer Dokumente und altspanischer Literatur geschrieben«, so der Komponist, der anhand verschiedener historischer Quellen für COLUMBUS sein eigenes Libretto verfasste. Er legte großen Wert auf den dokumentarischen Charakter seines Werkes – wie im Untertitel festgehalten: »Bericht und Bildnis« – und führte eine diskursive Ebene ein, in der er das musikalische Geschehen von zwei Sprechern kommentieren ließ. Trotz dieser postulierten Quellentreue mystifiziert Egk die Figur des Kolumbus sowie die Geschichte seiner Amerikareise und wirft gleichzeitig Fragen nach der Schuld und Verantwortung der »Entdecker« auf. Dabei entstand ein einzigartiges oratorienhaftes Werk, das einer besonderen Bühnenlösung bedarf: Nach dem fulminanten EIN FELDLAGER IN SCHLESIEN nimmt sich das Team Jakob Peters-Messer und Sebastian Hannak nun dieser Herausforderung an.
Bericht und Bildnis
Text & Musik von Werner Egk
–In deutscher Sprache mit Übertiteln in Deutsch und Englisch–
COLUMBUS ist eine Produktion im Rahmen der mit dem OPER! Award 2023 ausgezeichneten Reihe FOKUS’33 des Theater Bonn. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen.
Musikalische Leitung Hermes Helfricht
Inszenierung Jakob Peters-Messer
Bühne Sebastian Hannak
Kostüme Sven Bindseil
Video-Design Robi Voigt
Co-Video-Design Yannik Böhmer
Licht Max Karbe
Dramaturgie Polina Sandler
Choreinstudierung Marco Medved
Regieassistenz und Abendspielleitung Yaroslavia Kalesidis
Alma Gentile
Musikalische Assistenz Miho Mach
Musikalische Assistenz Chor Joonhee Lee
Studienleitung Igor Horvat
Korrepetiton Ana Craciun
Miho Mach
Bühnenbildassistenz Ansgar Baradoy
Kostümassistenz Nury Stefanie Willig
Inspizienz Kerstin Mertl
Bühnenbildhospitanz Jelka Liebner
Columbus Giorgos Kanaris
Ferdinand Santiago Sánchez
Isabella Anna Princeva
1. Rat Carl Rumstadt
2. Rat Christopher Jähnig
3. Rat Mark Morouse
Ein Mönch Martin Tzonev
Herold Carl Rumstadt
Vorsänger Tae Hwan Yun
Sprecher Bernd Braun (Termine)
Christoph Gummert (Termine)
Chor Chor des Theater Bonn
Extrachor Extrachor des Theater Bonn
Orchester Beethoven Orchester Bonn
Aufführungen: 16. Juni (Premiere), 20., 22., 28. Juni | 4. Juli