Wagner stellte die rhetorische Frage: »Wo hat je die Musik so unendlich reiche Individualität gewonnen?« – und benennt damit genau den Grund für den zeitlosen Zauber und das unergründliche Geheimnis des Don Giovanni: Die Verschmelzung von sinnlich-erotischer Lebensnähe und philosophischer Durchdringung genau dieser Lebensfragen, die zu jeder Zeit und bei jedem anders brennen.
Don Giovanni handelt mehr von den Figuren, als dass diese eine Handlung spielen. Jede Aktion, jede Intrige weist über sich hinaus auf das Wesen derer, die so heillos verstrickt sind im Widerspruch zwischen ihrer Fixierung auf ihn und ihrem Willen, von ihm loszukommen. Die entehrte Anna, die verlassene Elvira, die verführte Zerlina, der geknechtete Leporello. Die, die ihm nicht verfallen sind, wirken nichtsdestoweniger hilflos: Dem gehörnten Masetto und dem beleidigten Ottavio ist jeder Mumm abhanden gekommen. Und wer eigentlich ist er, der Verführer, der Getriebene? Der, der mit anderen spielt und selbst ein Spielball unsichtbarer Kräfte zu sein scheint? Der, dem nichts mehr gelingt und an dem sie trotzdem alle hängen? Musik und Text geben hierauf keine letzten Antworten. Aber in ihrer unvergleichlichen Balance aus Komik und Tragik dringen sie tiefer, als zu denken ist.
Musikalische Leitung Alexander Kalajdzic
Inszenierung Helen Malkowsky Bühne Harald B. Thor
Kostüme Tanja Hofmann
Dramaturgie Uwe Sommer
Mit Daniel Billings, Mélanie Forgeron, Cornelie Isenbürger, Jacek Janiszewski, Torben Jürgens, Melanie Kreuter, Eric Laporte, Peter Maruhn