Live‐Electro-Sounds von André Zimmermann treiben einen Cross‐Over‐Reigen der Offenlegung gesellschaftlicher Beängstigungen. Die Überlebensstrategien, Solidarität und Kooperation aber auch Abwehrhaltung oder Peergroup-Bildung werden intensiv erforscht. Wie in den Inszenierungen von Silke Z. üblich, werden auch in ihrer neuesten Choreografie YOU ARE SAFE für das Ensemble DIE METABOLISTEN pure und unmittelbar physische Reflexionen zu einem szenischen Manifest.
YOU ARE SAFE
Die Angst geht um: Noch nie haben Europäer - statistisch betrachtet - in sichereren Zeiten gelebt als zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wie passen diese beiden Aussagen zusammen? Ist eine von ihnen FAKE? Oder beide? Ist das mulmige Gefühl einer immer weiter um sich greifenden FURCHT (vorm richtigen oder falschen Leben!), oftmals als „subjektiv empfundenes Angstgefühl“ beschrieben, objektiv berechtigt? Und was geschieht mit dem Diskurs FREIHEIT in diesem Zusammenhang?
Angst ist allgegenwärtig in unserer Sprache und in unseren Körpern. Wir sprechen von Angst-Räumen, von Angst-Störungen, wir fühlen, wie uns die Angst „packt“. Wir sind die somatisierte Angst. Doch wir glauben, dass dem ein mutiges Weitermachen entgegen zu halten das beste Paroli ist. Doch unser Weitermachen ist weder mutig noch generiert es andere Phänomene als Erschöpfungssyndrome und psychische Erkrankungen.
Was also, wenn der Weg nie das Ziel, sondern das Erlangen eines vorgegebenen Ziels der einzig jemals angebotene Weg war? Sind unsere Ziele frei gewählt und wenn ja, sind sie noch angemessen, sind sie überhaupt erreichbar? Das Ziel, Glück zu erlangen nach vollbrachter Leistung, nach jahrelanger Zurückstellung existentieller Bedürfnisse: Ist das nicht bereits im Ansatz Selbstbetrug? Nichts als Illusion?
Und die Idee der Freiheit des Handelns als Synonym für eine fragwürdige Selbstoptimierung, die immer mehr die Perfektionierung unserer Körper und immer weniger die Aneignung einer gegenwärtigen Zufriedenheit meint? Die Kulte um Jugendlichkeit zu jedem Preis schließlich? Sind sie etwa nicht der Ausdruck unserer mentalen Verfassung, der allgegenwärtigen Panik, „leer“ auszugehen? Wie verrückt ist das eigentlich: Wir ersticken in der leeren Funktionstüchtigkeit zur Anhäufung oder zum Erhalt materieller Werte und erwarten Rettung durch das Füllhorn metaphysischer Belohnungen: Liebe, Glück, Ruhm.
Das Ensemble: DIE METABOLISTEN
intergenerativ – frei – interkulturell - interdisziplinär
DIE METABOLISTEN sind ein freies, interkulturelles und intergeneratives Tanz-Performance-Ensemble, das sich einer interdisziplinär forschenden Arbeitsweise an den Schnittstellen soziokultureller Phänomene und ihrer somatischen Manifestationen verschrieben hat. Damit verfolgen sie den Ansatz eines absolut zeitgemäßen zeitgenössischen künstlerischen Arbeitens.
Intergenerativ
Die 15 Mitglieder der Metabolisten weisen einen Altersunterschied von insgesamt 44 Jahren auf. Sie folgen somit dem Ideal des sogenannten real bodies – Konzepts, einer Haltung im zeitgenössischen Tanz, die sich bewusst gegen normativ-ästhetisierende Zuschreibungen körperlicher Schönheit wendet.
Frei
Die Metabolisten sind als ein non-institutionelles und freies Ensemble gewillt, ihre künstlerische Arbeit in einer flach-hierarchischen Weise unter Bedingungen aufzunehmen, die ohne die Zwänge eines zu erfüllenden Zuschauer-Geschmacks auskommt. So zeigen sie sich in der Lage, eine große Schnittmenge thematischer Interessenschwerpunkte mit der Ensemble-Leitung zu bündeln und zu erforschen.
Interkulturell
Die Metabolisten entstammen vielfältigen sozio-kulturellen Lebens- und Sozialisations-Hintergründen und verfügen damit als Ensemble-Körper über eine hohe Diversität und Dichte mentaler und organismischer Ressourcen.
Interdisziplinär
Die Metabolisten arbeiten auf dem Background eines enormen Pools künstlerischer Herkünfte mit dem basalen Anspruch einer interdisziplinären Herangehensweise an sämtliche Projekte, die sie dergestalt zu künstlerischen Produkten transformieren. So entwickeln sie ein zeitgenössisches Tanztheater, welches das Leben und seine Bedingungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf einzigartige Weise spiegelt und transzendiert.
DIE METABOLISTEN
Künstlerische Leitung, Choreografie Silke Z.
In Zusammenarbeit mit den Performern:
Angus McLean Balbernie / Karel Vanek / Ulrike Lösch‐Will / Caroline Simon / FlorianPatschovsky / Abine Leão Ka / Lisa Kirsch / MalinaHoffmann / Stefan Henaku‐Grabski / Sound/Musikkomposition André Zimmermann / Lichtdesign: Garlef Keßler / Filmdokumentation:
Weitere Vorstellungen
Fr., 22. Juni 2018, 20 Uhr
So., 24. Juni 2018, 18 Uhr
Veranstaltungsort: Alte Feuerwache Köln, Melchiorstraße 3, 50670 Köln
Eintritt :14€ / 10€ ermäßigt
Kartenreservierung unter:
admin@resistdance.de, Tel. 0221-222 666 3 oder info@altefeuerwache.de, Tel. 0221 973155-10 www.resistdance.de