Aus Zuneigung wird gegenseitiger Hass, aus Vertrauen Verletzlichkeit, aus Lust Gewalt. Erst nach und nach, am Ende einer langen und schmerzvollen Odyssee, finden beide wieder vorsichtig zueinander – und zum ersten Mal zu sich selbst. „Das Fürchterliche ist, dass wir seelische Analphabeten sind“, erklärte Ingmar Bergman 1973 in einem Interview nach der Erstausstrahlung von „Szenen einer Ehe“ im schwedischen Fernsehen, einem Straßenfeger, dessen Titel schon bald sprichwörtlich werden sollte.
Mit seinem kammerspielartigen Ehedrama, einer schonungslosen Anatomie des Gefühlslebens, hatte er den Nerv einer Zeit getroffen und eine sehr persönliche Sprache für das gefunden, was sich seit dem Ende der 60er-Jahre in vielen Ländern Europas gesellschaftlich abzeichnete: das Auseinanderbrechen der bisherigen bürgerlichen Ordnung von Mann, Frau und Partnerschaft. Der Regisseur Thomas Jonigk, der auch als Autor von Theaterstücken und Romanen bekannt ist, die sich durch ihren präzisen Witz und ihre raffinierte Erzählweise auszeichnen, schlägt in seiner Inszenierung einen Bogen zwischen den 1970er-Jahren und der Gegenwart und legt das zeitübergreifende Traumspiel hinter Bergmans vordergründigem Naturalismus offen.
Mit: Lars Jung, Hannelore Koch, Torsten Ranft, Nele Rosetz sowie Mathilde Böttger/Mira Fanny Weinhold, Paul Terpe/Arthur Leo Weinhold
Regie: Thomas Jonigk
Bühne: Lisa Däßler
Kostüm: Esther Geremus
Dramaturgie: Michael Isenberg
14.09.2016 Mittwoch 19.30 Uhr
20.09.2016 Dienstag 19.30 Uhr