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STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

am 18. Juli 2025

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk gehandelt hat. Das bedeutendste Stück aus diesem Werk ist die Ouvertüre op. 84, die jetzt in einer stürmischen Wiedergabe mit dem SWR Symphonieorchester unter der energischen Leitung von Markus Poschner mit dem SWR Symphonieorchester erklang.

 

Freiheitswillen und Kampf eines geknechteten Volkes stehen im Mittelpunkt. Doch nicht einmal Klärchen hat Platz in diesem Tonbild, das ja auch Egmonts tragisches Einzelschicksal übergeht. Beklemmend symbolisierten die harten, wuchtigen Akkorde des Anfangs das Leid der von Albas Gewaltregiment terrorisierten Niederlande, deren leidenschaftlicher Freiheitswille danach in dem erregten Allegro Ausdruck erhielt. Markus Poschner heizte die Stimmung mit dem SWR Symphonieorchester mächtig an, immer mitreissender steuerte nun die musikalische Steigerung auf das Ziel los. Der Sieg der Freiheitsidee wurde machtvoll in Tönen dargestellt! Vom lastenden Beginn bis zum blitzenden Schlussjubel manifestierte sich hier der Gedanke, den auch die Musik des "Fidelio" sowie die fünfte und neunte Sinfonie von Beethoven  verkünden - nämlich den Weg durch die Nacht zum Licht. 

Die Welt der "Ariadne" und "Danae" blitzt im pittoresken Konzert für Oboe und kleines Orchester in D-Dur AV 144 von Richard Strauss auf, das in seiner Harmonik die Handschrift des alten, abgeklärten Komponisten trägt. Die Arabesken, Kaskaden und Girlanden der Oboe kostete der glänzende französische Solist Francois Leleux in hervorragender Weise aus. Lichte Erinnerungsklänge betörten den Hörer dabei in koloraturhaften Phrasen. Auch die kontrapunktische Meisterschaft des Satzbaus und die Eindringlichkeit der Kadenz kamen voll zu ihrem Recht. Leleux sprach überaus virtuos mit seinem Instrument - und das SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner begleitete ihn geradezu sphärenhaft. Die klassische Form blieb immer gewahrt. Die Fermate vor dem Finale besaß geheimnisvollen Zauber. Strauss wurde zu diesem Werk von einem jungen Musiker der amerikanischen Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg angeregt. Es ist dem Tonhalle-Orchester Zürich und seinem Leiter Volkmar Andrae gewidmet. 

Als Zugabe spielte Francois Leleux noch die berühmte "Air" aus der dritten Orchestersuite in D-Dur von Johann Sebastian Bach. Die Liedmelodie konnte sich beim ostinatoartigen Rhythmus voll entfalten. 

Zum Abschluss musizierte das SWR Symphonieorchester unter Poschner mit stürmischer Glut die Sinfonie Nr. 2 in D-Dur op. 73 von Johannes Brahms. Hier überwältigten die Bilder einer großartigen Landschaft den Zuhörer. Anklänge an Joseph Haydns Sinfonie Nr. 104 machten sich ebenfalls bemerkbar. Der Schwerblütige gab sich gelöst und mit gewinnender Wärme, was Dirigent und Orchester sehr gut betonten. Gedankenvoller Ernst und dunkle Resignation fehlten dennoch nicht. Das Hornthema des Allegro non troppo bot hier kein ungetrübtes Idyll. Die Bassfigur spielte eine große Rolle. Bereits das Motiv der leisen Posaunen-Akkorde warf dunkle Schatten, das unbeschwert aufsteigende Violinthema  vertrieb sie mit heiterer Gelöstheit. Celli und Bratschen gaben der Entwicklung dann eine neue Richtung, die innige Duett-Melodie wendete sich ins Elegische.  Nach der Exposition entdeckte die Durchführung  bei dieser Interpretation sehr deutlich in den bisher vorgestellten Themen die Bereitschaft zu erregten Konflikten. Das Adagio non troppo schwang sich aus seiner verhangenen Cello-Melodie eindrucksvoll hervor und sprach von leidvoller Entsagung. Der melancholische Brahms meldete sich zu Wort. Dafür sang das Allegretto grazioso in heiterer Gutmütigkeit seine naturnahe Melodie, die sogar an einen "Geschwind-Walzer" erinnerte. Eine "ländliche Festlichkeit" soll nach Kalbeck das Finale angeregt haben, das Markus Poschner  mit dem SWR Symphonieorchester am besten darbot. Diese "Kirchweih in Maria Wörth" erstrahlte in vollem Klangfarbenreichtum. Das Allegro con spirito hatte hier ein sehr einnehmendes Wesen. Das thematische Material erklang im Beethovensaal in überwältigender Fülle, schon bevor in den Streichern die breite "Hymne an die Natur" einsetzte. Diese Apotheose des Keimmotivs erinnerte an das Finalthema von Brahms' erster Sinfonie. Die stimmungsvolle Malerei erreichte hier ihren Siedepunkt. 

Jubel, "Bravo"-Rufe"! In der anschließenden "Nach(t)musik" spielten Musiker des SWR Symphonieorchesters noch sehr stimmungsvoll die Serenade c-Moll KV 388 "Nachtmusique" von Wolfgang Amadeus Mozart.   
 

 

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