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Stückewettbewerb LAUSITZEN - Preisträger stehen fest

Preisträger werden am 15. Januar 2017, 11 Uhr im Burgtheater Bautzen geehrt. -----

LAUSITZEN 2017 heißt der Stücke-Wettberwerb, den das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen, das Staatstheater Cottbus und die Neue Bühne Senftenberg erstmalig im Sommer 2016 ausschrieben.

Gesucht wurden Stückideen, die sich inhaltlich mit der Region Ober- und Niederlausitz

auseinandersetzen.

Diese besondere historisch gewachsene Kultur-Region erstreckt sich auf die beiden Bundesländer Brandenburg und Sachsen. Hier befindet sich das Siedlungsgebiet der Sorben, der einzigen slawischen authochtonen Minderheit in Deutschland. Eingereicht werden sollte ein Exposé für ein abendfüllendes Stück mit maximal acht Schauspielern und eine ausgeschriebene Szene. Gefördert wird dieses Projekt durch die Stiftung für das sorbische Volk, das Land Brandenburg und auch die beteiligten Theater haben zur Finanzierung beigetragen.

 

Es haben sich insgesamt 21 Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland um diesen Theaterpreis beworben. Eine Jury - bestehend aus den drei Intendanten, dem Autor Jurij Koch und Harald Müller, Verlagsleiter „Theater der Zeit“ - hat die anonymisierten Stückideen gleichberechtigt bewertet und nach zwei Jurysitzungen die Preisträger im Dezember bestimmt.

 

Der Hauptpreis wurde dem Leipziger Schriftsteller und Regisseur Ralph Oehme zugesprochen – ein Förderstipendium zur endgültigen Entwicklung und Fertigstellung des Stückes sowie ein Uraufführungsvertrag. Das fertige Werk wird in der Spielzeit 2017/2018 am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen seine Uraufführung erleben und danach auch in Senftenberg sowie in Cottbus mehrfach gastieren.

 

Neben dem Hauptpreis wurden auch zwei Förderpreise ausgelobt. Der sorbische Schriftsteller Křesćan Krawc sowie die Theaterwissenschaftlerin und Regisseurin Carla Niewöhner erhalten ein einmaliges Preisgeld zur Ermutigung, um weiter an den jeweiligen Stückideen zu arbeiten.

 

Die LAUSITZEN sind als Biennale angelegt. In zwei Jahren wird die Neue Bühne Senftenberg das nächste Preisträgerstück (UA) inszenieren, in vier Jahren dann das Staatstheater Cottbus. "Deutschlandweit gibt es kein vergleichbares Beispiel für einen Stückewettbewerb, bei dem drei Theater gemeinsam einen Preis ausloben", sagt Intendant Lutz Hillmann. "Bewährt hat sich die Sichtung der anonymisierten Stückideen, denn damit steht die Idee und nicht der Bekanntheitsgrad des Autors im Fokus.“

 

Am Sonntag, dem 15. Januar, 11 Uhr werden im Rahmen der Matinee-Reihe „Lausitzer

Literatur vorMittag“ im Burgtheater des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen die Preise verliehen, die Stückideen und ihre Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Am 19. Februar, 11 Uhr werden die Preisträger in der Kammerbühne des Staatstheaters Cottbus präsentiert und im Frühjahr in der Neuen Bühne Senftenberg.

 

Ralph Oehme - Preisträger

„Lausitzer Quartiere oder Der Russe im Keller“

Das Stück soll in modellhaften Grundsituationen Drehpunkte lausitzer/sorbischer Geschichte der vergangenen zwei Jahrhunderte als anspielungsreich- unterhaltsames Exempel für Epochenzwänge und Jahrhundert- Konflikte aufzeigen. An Hand der historischen Stationen

1813 (Wiener Kongress, Teilung der Lausitz),

1918 (Abdankung des sächsischen Königs, Autonomiebestrebungen der Sorben),

1945 (Kriegsende, Görlitzer Teilung, erneute Autonomiebestrebungen),

1992 (Niedergang der Lausitzer (Tuch-)Industrie, Abzug der roten Armee) setzt der Autor stilisierend Momentaufnahmen gegeneinander ab und macht auf diese Weise den überdimensionalen Rohstoff der historischen Fakten plastisch. Dazu dient ihm erstens eine durchgehende Personage – eine Leineweberfamilie, die zum Fabrikbesitzer aufsteigt, dann enteignet und nur noch geduldet wird, die nach der Wende Rückübertragung und Konkurs fast in einem Vorgang erlebt. Dazu dient ihm zweitens eine immer wiederkehrende Grundsituation: die sorbische Familie zwischen Affirmation und Aufbegehren, wobei die Tochter als Bindeglied zur sorbischen Sagenwelt und die Figur des Russen als dem Fremden die Allegorik des Stückes theaterwirksam verkörpern sollen. Ralph Oehme versucht genaue Geschichtsdarstellung und moralisches Bekenntnis zum Besonderen theatergerecht zu verbinden.

 

Carla Niewöhner - Förderpreis

Das leere Haus

Carla Niewöhner sticht mit ihrem kriminalistischen Familien-Mosaik mitten ins Herz der Lausitzer. Sie verfasste eine Geschichte über Väter, Mütter, Kinder und den Tod; eine Geschichte über Verrat, Dorfmädchen, Moor und Verlust sowie eine Geschichte über Ständedünkel, Kampf und liebevolle Heimlichkeiten. Die junge Autorin beweist ein gutes Gefühl für gegenwärtige und vergangene Themen der Lausitz. Sie schafft Bilder, die bewegen und macht Lust auf eine Entdeckungsreise in eine Familiengeschichte, die gleichzeitig eine symptomatische Geschichte für die Bewohner der Lausitzer ist.

Das Familiendrama bietet die perfekte Grundlage, um die Verwirrungen, Verirrungen und Einsichten dreier Generationen in der Lausitz zu vernetzen.

 

Christian Schneider (Křesćan Krawc) - Förderpreis

Eine Aktentasche voll Geld

Der mit einem Förderpreis bedachte Stückentwurf „Eine Aktentasche voll Geld“ von Christian Schneider (Křesćan Krawc) erzählt die Geschichte einer sorbischen Unternehmerfamilie, deren Bemühungen in den sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands wirtschaftlichen Erfolg sowie Niederlagen hervorbringen. Der im Betrieb des Architekten und Bauleiters Schuster erwirtschaftete Gewinn soll sorbischem Sprach - und Kulturerhalt zugutekommen. Doch wechselnde politische Machtstrukturen des Landes, denen sich der Unternehmer anpasst sowie dessen Fehlkalkulationen, Gier und kollerige Rechthaberei führen zum Verfall von Fabrik und Familie.

 

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