Wenn wir Kinder sind, stürzen wir auch. Wir lernen, das Stolpern als Vorwarnung des Sturzes zu begreifen, als eine Chance, unsere Schritte noch zu korrigieren, während der Sturz den Versuch schmerzhaft beendet.
Warum vergessen wir dieses lehrreiche Stolpern, sobald wir gehen können – oder besser: glauben, gehen zu können? Warum vergessen wir, dass nicht jedes Stolpern einen Sturz zur Folge hat?
Das Straucheln, der kurze Verlust der Balance ist in unserem Leben ein Ding der Unmöglichkeit, verpönt, unerwünscht, fast peinlich. Immer wollen wir im Gleichgewicht sein, unseren Weg sicher gehen, nicht straucheln, nicht mal ein wenig. Entgeht uns dabei die Chance, unsere Schritte zu korrigieren? Nehmen wir dafür sogar Stürze, mitunter Abstürze, in Kauf?
Das Stück Stolpern, nicht stürzen stellt diese Befindlichkeiten in Frage. Es zeigt den Lebensraum, in dem sich jeder von uns täglich bewegt, als Ansammlung von Unebenheiten, die nicht zu umgehen, sondern nur durch lehrreiches Stolpern zu bewältigen sind. Es wagt die Behauptung, dass Stolpern nützlich sein kann, nämlich um nicht zu stürzen.
Jeder muss über seine eigenen Steine stolpern, schreibt Maxi Wander. Aber nicht unbedingt stürzen, könnte man hinzufügen.
Inszenierung und Choreografie: Gundula Peuthert
Ausstattung: Karen Hilde Fries