Sie ist zusammen mit ihrer Schwester Chrysothemis im Königspalast von Mykene gefangen. Als ahnte sie ihr schreckliches Ende voraus, wird Klytämnestra von Angstträumen heimgesucht. Elektra hat für ihre Mutter aber nur Hohn und Spott übrig. Als plötzlich ihr längst tot geglaubter Bruder Orest auftaucht, ist für Elektra die ersehnte Stunde der Rache gekommen. Sie bricht in einen verzückten Freudentaumel aus.
Richard Strauss wollte mit ‚Elektra’ das ,dämonische, ekstatische Griechentum des 6. Jahrhunderts’ der humanistischen Antike der deutschen Klassik gegenüberstellen. Hugo von Hofmannsthal hat mit seiner Neufassung der Tragödie des Sophokles den antiken Mythos stark psychologisiert, um das dramatische Geschehen ganz aus den seelischen Spannungen zwischen den Figuren zu entwickeln. So richtet Hofmannsthal, beeinflusst von Breuers und Freuds ,Studien über Hysterie’ (1895), seine Aufmerksamkeit auf die Schilderung psychischer Extremzustände: die Traumatisierung durch den Königsmord, Elektras exzessiven Hass, Orests Racheobsession, Klytämnestras krankhafte Angstträume. So entstand in Zusammenarbeit mit Richard Strauss aus dem Geist der Moderne und des antiken Mythos eine psychologische Literaturoper, die am Beginn des 20. Jahrhunderts einen Kulminationspunkt in der Entwicklung des Musiktheaters nach Wagner bildet. Die erhitzte Übersteigerung der Vorgänge ins Rauschhafte spiegelt sich in der Expressivität einer Musik, die bis in Grenzbereiche der Tonalität vordringt und von Strauss als ,Nervenkontrapunktik’ bezeichnet wurde.
Inszenierung und Bühnenbild stammen von der weltbekannten bildenden Künstlerin Rebecca Horn. Sie hat seit den siebziger Jahren ein Werk geschaffen, das sich zu einem immer weiter anwachsenden Strom aus Performances, Filmen, skulpturalen Raum-Installationen, Zeichnungen und Fotoübermalungen zusammenfügt. Die Unverwechselbarkeit dieser Bildwelt besteht in der höchst präzisen physischen und technischen Funktionalität, mit der die Künstlerin ihre Skulpturen und deren Bewegungsabläufe in Räumen in Szene setzt.
Rebecca Horns Arbeiten waren in Einzelausstellungen in führenden internationalen Institutionen zu sehen: in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (1981), dem M.O.C.A. Los Angeles (1990), dem Guggenheim Museum New York (1993), der Nationalgalerie Berlin (1994), der Serpentine Gallery London (1994), der Tate Gallery London (1994), der Kestner Gesellschaft Hannover (1997) und im Carré d’Art, Nimes (2000).
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal nach den Tragödien des Sophokles
Musikalische Leitung
Marc Piollet
Regie
Rebecca Horn
Kostüme
Amélie Haas
Andreas Fuchs
Video
Dirk Schulz
Choreinstudierung
Christof Hilmer
Dramaturgie
Bodo Busse
Serge Honegger
Die Gäste sind:
Elektra
Lisa Livingston
Klytämnestra
Renée Morloc
Chrysothemis
Janice Dixon
Mit:
Orest
Bernd Hofmann
Aegisth
Eberhard Francesco Lorenz
Der Pfleger des Orest
Hye-Soo Sonn
Die Vertraute
Petra Urban
Die Schleppträgerin
Ines Behrendt
Ein junger Diener
Jonas Gudmundsson
Ein alter Diener
Axel Wagner
Die Aufseherin
Annette Luig
1. Magd
Merit Ostermann
2. Magd
Simone Brähler
3. Magd
Ute Döring
4. Magd
Sharon Kempton
5. Magd
Betsy Horne
Der Blutbewahrer/ Felskörper aus dem Heer des Agamemnon
Antonio Paucar
Orchester, Chor und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Montag, den 17.05.2010, 20.15 Uhr
Mittwoch, den 09.06.2010, 19.30 UhrDonnerstag, den 24.06.2010, 19.30 Uhr
Montag, den 28.06.2010, 19.30 Uhr