Mit dieser Haltung hat Verdi seine Opernstoffe als Dramen vertont. Das gilt auch für die MESSA DA REQUIEM, Verdis Totenmesse aus dem Jahre 1874. Hier hat der Komponist der Dramatik, die im Tod liegt, seine Opernsprache geliehen und mit seinen musikdramatischen Mitteln zu höchster Expressivität gefunden: Es ist, als zeichne Verdi in malenden Passagen das vielschichtige und geheimnisvolle Wesen »der letzten Dinge« nach, die man weder begreifen noch benennen kann. Sie sind jedoch – wie die Geburt zum Leben, das in seinem ewigen Kreislauf wieder zum Tode führt – Bestandteil unserer Existenz.
Morton Feldman sagte einmal: »Ein Aspekt meiner Musik ist das Trauern«. In seiner Oper NEITHER von 1977 zu einem Text Samuel Becketts hat der amerikanische Komponist eine ästhetische Haltung eingenommen, die das Trauern musikalisch bis zum Schweigen reduziert. Oper wird hier, wie es im Text neben dem zweimal auftauchenden Titelwort heißt, zum »unspeakable home«.
Regisseur Paul Esterhazy nimmt beide Werke als Herausforderung eines »Musiktheaters von den letzten Dingen« an: Er inszeniert Feldmans abstrakte Oper NEITHER zusammen mit dem REQUIEM Verdis, der davon ausging, dass den »Tagen der Klagen« ein Leben folgen könnte, das durch den Tod intensiver wird, und der deshalb auch seiner Totenmesse eine enorme Theatralik verlieh.
Musikalische Leitung: Rasmus Baumann, Inszenierung: Paul Esterhazy, Ausstattung: Pia Janssen, Choreinstudierung: Christopher Ward / Marco Zeiser Celesti, Dramaturgie: Ursula Benzing