Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neuer Korruptionsskandal auffliegt. Die Wirtschaft stagniert, die Korruption floriert! Sie gedeiht überall: in Automobilkonzernen, Chefetagen, Behörden und Hilfsorganisationen.
In Nikolai Gogols bis heute ungebrochener Satire „Der Revisor“ ist eine ganze Stadt durch Korruption infiziert. Bestechung, Erpressung, Unterschlagung herrscht an allen Orten. Eine Hand wäscht die andere. Gelder werden veruntreut, wichtige Posten unter der Hand verteilt, Gesetze manipuliert. Sei es in der Wirtschaft, in sozialen Einrichtungen oder bei Behörden, kleine und große Gefälligkeiten werden überall gerne gegeben, wo Vorteile erhofft werden.
Doch jetzt bricht Panik aus. Der Revisor aus der Hauptstadt kommt, um die Stadtverwaltung einer gründlichen Inspektion zu unterziehen, inkognito versteht sich. Unter den Beamten der Kleinstadt herrscht blankes Entsetzen. Jetzt gilt es zu vertuschen, wo es nur geht. Der vermeintliche Revisor ist schnell ausgemacht. Es ist Chlestakow, erst vor kurzem im Gasthof abgestiegen. Sofort wird er von den Bürgern in Beschlag genommen. Man bläht sich auf, schmeichelt sich ein, intrigiert und denunziert, was das Zeug hält. Denn warum sollte der Revisor nicht sein, was alle anderen sind: bestechlich.
Die beißend-boshafte Komödie auf Korruption, Egoismus und Machtmissbrauch gibt auch heute wenig Anlass zu Optimismus. Denn vorgeführt wird eine Welt, in der nicht der Mensch etwas gilt, sondern sei-ne Position in der Gesellschaft. So endet das Stück, wo es begann, tief im Sumpf der Korruption, den offensichtlich keiner trockenzulegen vermag.
Nikolai Gogol wurde am 1.4.1809 als Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers geboren und starb am 4.3.1852 in Moskau. Mit seinen satirisch-grotesken, teils phantastischen Dramen, Erzählungen und Romanen gehört er zu den wichtigsten Autoren des 19. Jahrhunderts.
Inszenierung und Bühne: Thomas Schulte-Michels | Kostüme: Renate Schmitzer | Musik: Oliver Truan
Mit: Anna-Magdalena Beetz, Eva Derleder, Anja Lechle; Olaf Becker, Robert Besta, Thomas Birnstiel, Hannes Fi-scher, Marc-Philipp Kochendörfer, Georg Krause, Jochen Neupert, Jonas Riemer, Thomas Schrimm, Jörg Seyer, Christoph Wünsch
Weitere Vorstellungen: 3.10., 7.10. und 11.10.2008