Damit wird die von Staatsintendant André Bücker geplante digitale Sparte früher als gedacht eine konkrete und jetzt schon substantielle Säule des Spielplans am Staatstheater Augsburg.
»Inszenierungen per VR-Brille zum Publikum nachhause geliefert«
Das Virtual-Reality-Theater-Erlebnis kommt derzeit in Form der gelieferten VR-Brille zum Publikum nachhause. Die Inszenierungen werden speziell hierfür produziert, an die Erfordernisse der 360-Grad-Perspektive angepasst und künstlerisch anspruchsvoll umgesetzt. Staatsintendant André Bücker: »Mit dem Aufbau eines VR-Repertoires wollen wir das digitale Theater auf eine neue Ebene heben. Solange die Bretter, die die Welt bedeuten, nicht für unser Publikum zugänglich sind, sorgen wir mit unserem ‚VR-Theater-Lieferservice‘ für digitale Theatererlebnisse, die man exklusiv zuhause erleben kann«, so Bücker weiter. Den Anfang machte das Ein-Personen-Stück »Judas«, mit Roman Pertl in der Goldschmiedekapelle von St. Anna in Augsburg in einer modifizierten Inszenierung aufgezeichnet.
»shifting_perspective«
In der zweiten VR-Inszenierung »shifting_perspective« ist das gesamte Ballettensemble des Staatstheaters aktiv. Aufgenommen wurden dabei allerdings immer nur jeweils ein bis zwei Tänzer*innen, um den Anforderungen der Kontaktsperre gerecht zu werden. Indem Szenen mehrfach gefilmt und übereinander gelegt wurden, ist ein immersiver Ballettabend entstanden, den man als Zuschauer vom Bühnenmittelpunkt aus erleben kann.
Inspiration bot dafür die abwechslungsreiche elektronische Musik, die der britische Musiker Robin Rimbaud alias »Scanner auf seinem Album »Pavillon d'Armide/Amarant« veröffentlicht hat. Dazu entwickelten die Tänzer*innen improvisatorisch jeweils drei Varianten eines Tanzsolos.
Das Videomaterial dieser Choreografien wurde für das Publikum zu einem 360-Grad-Video für die VR-Brille montiert, in dem die Zuschauer, im Zentrum des Geschehens sitzend, zu einem Teil dieser einzigartigen Arbeit sowie zum Dialogpartner der Tänzer*innen werden.
Zusätzlich eröffnen sich ungewohnte Perspektiven: Der Zuschauer*in kann den Blick in dem 360-Grad-Video frei schweifen lassen und sich seine eigene Perspektive suchen, während sich durch Überblendungen und Duplizierungen der solistischen Aufnahmen die Solos zu Pas de deux und Pas de Trois mit dem/der Tänzer*in selbst verbinden. So erscheint es, als suchten sich die Tänzer*innen im Moment der Aufführung auch ihre Perspektive und als Zuschauer*innen wohnt man durch die VR-Brille diesem unmittelbar bei.
Idee: André Bücker
Konzept und Musikauswahl: Ricardo Fernando & Carla Silva
Choreographie: Tänzer/innen des Ballett Augsburg
Dauer: Ca. 45 Minuten
Mit: Sewon Ahn, Ana Isabel Casquilho, Michele Nunziata, Franco Ciculi, Gabriela Finardi, Ria Girard, Samuel Maxted, Giovanni Napoli, Alessio Pirrone, Cosmo Sancilio, Goncalo Martins da Silva, Momoko Tanaka, Emily Wohl, Shori Yamamoto, Moeka Yugawa und Keiko Okawa
Technische Realisierung
Die Augsburger Agentur Heimspiel setzt die VR-Inszenierungen technisch um (Dreh, Schnitt & Produktion). Dabei wird in der Mitte des Raumes eine 360-Grad Kamera positioniert, um die herum das Geschehen stattfindet. Der Zuschauer, der die VR Brille trägt, sieht alles aus Sicht dieser Kamera und kann sich dabei in alle Richtungen drehen und entscheidet somit selbst wo er gerade hinschauen möchte.
Aufgenommen wurde dies mit einer Kamera die 6 rundum angeordnete Objektive mit einem Öffnungswinkel von je 200 Grad hat. Im Anschluss werden alle Bilder mittels spezieller Software so zusammengesetzt, dass die Aneinanderreihung der Bilder ein stereoskopisches 360-Grad Erlebnis erschafft.
VR-Theater-Lieferservice
ist auf der Homepage des Staatstheater Augsburg buchbar. Ein Ticket kostet 9,90 Euro, wobei Lieferung und Abholung der VR-Brille mit aufgespielter Theater-Produktion inklusive sind. Die VR-Brillen werden von Mitarbeiter*innen des Staatstheater Augsburg zum vereinbarten Zeitpunkt geliefert und auch wieder abgeholt. Eine kontaktlose Übergabe ist möglich. Die Brillen werden selbstverständlich nach jeder Nutzung gereinigt und desinfiziert, zudem liefert das Theater zu jeder Bestellung eine Einwegmaske für die VR-Brille mit aus.