Der Rat Walter ist zu Gast, ihm auf die Finger zu schauen, wie es denn wohl so steht um die Rechtspflege auf dem platten Land. Und gleich der erste Fall hat es in sich. Die Witwe Marthe Rull klagt an, der Ruprecht, der Knecht, habe ihre Tochter bedrängt und bei der überstürzten Flucht aus dem Haus ihren so wertvollen Krug zerschlagen. Sagt sie. Doch schon bald erscheint die Sache in ganz anderem Licht ...
Kleists Drama vom Krug, der zerbrach, und von der Suche nach dem Schuldigen, die der Dorfrichter Adam leitet, der es doch am Ende selber war, ist laut Untertitel ein „Lustspiel“, eine Komödie. Und in der Tat hat es viel Komisches, dabei zuzusehen, wie sich einer im Gespinst seiner eigenen Lügen verstrickt und schließlich zu Fall kommt. Doch kann natürlich in einem Theatertext des Dichters Kleist nicht nur von der Komik die Rede sein; bei diesem Dichter, dessen Figuren sich nie gradlinig durchs Leben bewegen. Sie sind Taumelnde, Stürzende, Haltlose. Im „Zerbrochnen Krug“ gähnen auch schon bald die Abgründe hinter und unter den Personen auf – was wie eine Provinzposse um Schuld, Lug und Betrug daherkommt, erweist sich schnell als ein Drama um Macht und Machtmissbrauch, es erzählt in der kleinen Welt von der großen – komisch und ernst zugleich.
Nach seinem vielumjubelten und mehrfach preisgekrönten „Don Carlos“ wird der Regisseur Roger Vontobel zum zweiten Mal in Dresden inszenieren – wieder ist Burghart Klaußner mit von der Partie, er übernimmt die Rolle des Dorfrichters Adam. Sonja Beißwenger spielt den Gerichtsrat Walter und Ahmad Mesgarha den Schreiber Licht.
Mit: Annedore Bauer, Sonja Beißwenger, Lars Jung, Burghart Klaußner, Hannelore Koch, Ahmad Mesgarha, Karina Plachetka, Sebastian Wendelin
Regie: Roger Vontobel
Bühne: Magda Willi
Kostüm: Dagmar Fabisch
Video und Musik: Immanuel Heidrich
Dramaturgie: Robert Koall