Da alle im Ausland über ihre Verhältnisse gelebt haben, ist die Familie weitgehend mittellos und das Gut zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben. Der geschäftstüchtige Kaufmann Lopachin unterbreitet der Ranjewskaja einen Vorschlag, die finanzielle Krise zu meistern: Er will den Kirschgarten abholzen und das Gelände parzellieren, um darauf Sommerhäuschen für erholungsbedürftige Städter zu errichten.
Die Ranjewskaja kann sich zu diesem Schritt nicht entschließen; zu schwer fällt es ihr, Abschied zu nehmen vom wunderschönen, aber vollkommen nutzlosen Kirschgarten, mit dem sie vielfältige Erinnerungen verbindet. Letztlich stellt der neureiche Lopachin die lebensuntüchtige Gutsbesitzerfamilie vor vollendete Tatsachen: Während sie zu einem letzten Ball einlädt, kauft Lopachin den Kirschgarten und setzt die ehemaligen Besitzer auf die Straße.
„Der Kirschgarten“ erzählt von einer Lebensform des endlosen Müßiggangs, die gezwungen ist, einem leistungsorientierten Pragmatismus zu weichen, der im Kern jedoch nicht weniger leer ist. Tschechows Komödie wird von Hausregisseur Tilmann Köhler inszeniert, der nach Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ (ausgezeichnet mit dem Kurt-Hübner-Preis für junge Regie) zuletzt Ödön von Horváths „Italienische Nacht“ auf die Bühne brachte.
Christine Hoppe (Ljubow Andrejewna Ranjewskaja), Ines Marie Westernströer (Anja), Ina Piontek (Warja), Wolfgang Michalek (Leonid Andrejewitsch Gajew), Matthias Reichwald (Jermolaj Alexejewitsch Lopachin), Philipp Lux (Pjotr Sergejewitsch Trofimow), Thomas Eisen (Boris Borissowitsch Simeonow-Pischtschik), Cathleen Baumann (Charlotte Iwanowna, Gouvernante), Fabian Gerhardt (Semjon Pantelejewitsch Jepichodow), Antje Trautmann (Dunjascha), Ulrich Anschütz (Firs), Matthias Luckey (Jascha)
Regie: Tilmann Köhler
Bühne Karoly Risz
Kostüm Susanne Uhl
Musik Jörg-Martin Wagner
Licht Andreas Barkleit
Dramaturgie Julia Weinreich