Die Komödie von Stephen Temperley über Jenkins Karriere ist eine wunderbar herzerwärmende Hommage an diese Legende des amerikanischen Showbusiness. Das Theater Biel Solothurn spielt Souvenir, eines der erfolgreichsten Broadwaystücke der vergangenen Jahre, als Schweizer Erstaufführung.
Die Auftritte der 1868 geborenen amerikanischen Millionenerbin mit anspruchsvollen Sopranpartien der Opernliteratur waren ein Strassenfeger der 1940er Jahre, denn sie bescherten dem Publikum wundervolle Stunden der Schadenfreude. Nicht ganz zu Unrecht, denn Jenkins traf kaum einen Ton, was sie aber selbst nicht zu bemerken schien. Sie gab Konzerte im Ballsaal des Ritz Carlton Hotels und hielt die unterdrückten Lachanfälle ihrer Zuschauer für Jubelrufe und Tränen der Rührung.
Ihr letztes Konzert in der Carnegie Hall, vier Wochen vor ihrem Tod, war in zwei Stunden ausverkauft und die Karten erzielten auf dem Schwarzmarkt Rekordpreise – jeder wollte ihre kuriosen Darbietungen der Arien von Mozart und Verdi miterleben. Das Publikum wurde nicht enttäuscht: Florence Foster Jenkins erschien für jede Arie in einem neuen Kostüm und ihre Auftritte wurden von den Lachstürmen des Publikums und vom tapferen Cosme McMoon am Klavier begleitet.
Cosme McMoon ist zugleich auch die zweite Hauptfigur von Souvenir – Jenkins‘ Geschichte wird in seiner Retrospektive erzählt. Darin erinnert sich McMoon - selbst in seiner Jugend ein talentierter Musiker - wie er damals das Angebot erhielt, mit Florence Foster Jenkins zu proben und sie bei ihren frühen Auftritten im Ballsaal des Ritz Carlton am Klavier zu begleiten. Um seine Miete bezahlen zu können, habe er zugesagt, obwohl er in der ersten gemeinsamen Probe über ihren Gesang schockiert gewesen sei. Doch mit der Zeit schlug seine anfänglichen Bedenken in eine zögerliche Bewunderung um.
Temperleys Stück ist eine feinfühlige Hommage an eine unbeirrbare Überzeugungstäterin und gleichzeitig an die Freundschaft zwischen zwei Menschen, die beide die Musik auf ihre Weise lieben und leben. Temperley zeichnet die vermeintliche Primadonna als Traumtänzerin durch die Welt der Musik, die sich trotz aller gesanglichen Widrigkeiten und fehlendem Talent niemals von ihrem Traum zu Singen abbringen liess.
Das Stück wurde 2004 von der York Theatre Company in New York uraufgeführt. Nach 14 Vorstellungen und grossen Erfolgen wurde Souvenir am Broadway wiederaufgenommen, wo es ab 2005 rund 68 Mal gespielt wurde. Die Darstellerin der Florence Foster Jenkins, die Broadway-Legende Judy Kaye, wurde für ihre Leistung sowohl für den Tony, als auch den Drama Desk Award nominiert.
Das Zweipersonenstück kommt in der Inszenierung von Schauspielchefin Katharina Rupp zum ersten Mal auf die Bühne eines Schweizer Theaters. Die Rolle der Florence Foster Jenkins ist für die Schauspielerin und Sängerin Barbara Grimm gleichzeitig eine Paraderolle und eine grosse Herausforderung, denn es gilt den schmalen Grat zwischen korrekter Intonation und kreuzfalschen Tönen, zwischen Tragödie und Komödie zu finden. Begleitet wird sie dabei vom Schauspieler und musikalischen Multitalent Aaron Hitz, der den Pianisten Cosme McMoon gibt und zugleich für die musikalische Einstudierung verantwortlich ist.
Inszenierung Katharina Rupp
Bühne und Kostüme Vazul Matusz
Musikalische Leitung Aaron Hitz
Dramaturgie Adrian Flückiger
Florence Foster Jenkins Barbara Grimm
Cosme McMoon Aaron Hitz
Vorstellungsdaten
Solothurn:
DI 30.10.12 19:30
FR 09.11.12 19:30
DO 22.11.12 19:30
MI 05.12.12 19:30
MO 31.12.12 19:30 Silvestervorstellung
SA 02.02.13 19:00
Biel:
DO 08.11.12 19:30
MI 21.11.12 19:30
SA 22.12.12 19:00
DI 15.01.13 19:30
FR 25.01.13 19:30
Gastspiele:
DO 13.12.12 20:00 Burgdorf (Casino)
MI 30.01.13 20:00 Zug (Casino Theater)