Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Schweiz-Premiere von "Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)" von Stefan Kaegi von Rimini Protokoll in der Kaserne BaselSchweiz-Premiere von "Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)" von Stefan...Schweiz-Premiere von...

Schweiz-Premiere von "Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)" von Stefan Kaegi von Rimini Protokoll in der Kaserne Basel

am 8. und 9. März 2024, 20:00 Uhr

Mit Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan) kehrt Stefan Kaegi von Rimini Protokoll an die Kaserne zurück und wagt den Versuch, eine unmögliche Botschaft für den Inselstaat Taiwan zu errichten. Die zentrale Frage des Abends: Wie kann im Theater ein Territorium, das offiziell nicht als Staat anerkannt wird, repräsentiert werden?

 

Copyright: Claudia Ndebele

Gemeinsam mit taiwanesischen Künstler*innen hat Stefan Kaegi im Rahmen einer siebenwöchigen Recherche-Residenz im Nationaltheater Taipeh Diplomat*innen, Geolog*innen, Techniker*innen aus der Halbleiterindustrie, Politiker*innen und Geschäftsleute befragt. Drei davon stehen bei Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan) auf der Bühne: ein pensionierter Botschafter, eine Netzaktivistin und eine Musikerin und Alleinerbin eines Bubble-Tea-Imperiums. Zusammen mit Rimini Protokoll erstellen sie die mobile Stichprobe eines Landes und nutzen dafür ein Architekturmodell als Miniaturfilmkulisse. Mit kleinen Kameras in der Hand lassen sie Puppen, die sie selbst darstellen, Rollen spielen und eine eigene Welt lebendig werden, die sowohl wie eine antike als auch wie eine futuristische Version Chinas aussieht.

Geologisch gesehen ist Taiwan Teil des «Pazifischen Feuerrings», einer seismisch besonders aktiven Zone, in der riesige tektonische Platten aufeinandertreffen. Es kommt deswegen immer wieder zu schweren Erdbeben. Ähnlich fragil steht es um die politische Stabilität auf der Insel. Auch sie droht zwischen Machtblöcken und Erschütterungen zerrieben zu werden.

1945 wurde Taiwan als «Republic of China» eines der Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen und ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat. Aber 1971 stellte Richard Nixon die Beziehungen der USA zum chinesischen Festland wieder her, und die «Republic of China» musste die Vereinten Nationen verlassen. Seitdem kämpft Taiwan um seine diplomatische Anerkennung. Nur in einem Dutzend Ländern rund um den Erdball haben seine diplomatischen Vertretungen den Status einer Botschaft. Während Taiwan einerseits über zahlreiche internationale Freunde und Handelspartner verfügt, kann es sich keine Nation leisten, die Beziehungen zur Wirtschaftsmacht China abzubrechen, und so wird Taiwan von keinem europäischen Land außer dem Vatikan diplomatisch anerkannt. Mit anderen Worten: Taiwan ist nur der sichtbarste Repräsentant eines globalen Dilemmas. In dieser Situation hat Taiwan eine neue Form von Außenpolitik entwickelt, die es erlaubt, sich auch unter dem Radar der offiziellen Diplomatie durch NGOs und wirtschaftliche Beziehungen mit anderen Ländern zu vernetzen. So zum Beispiel auch mit der Schweiz, für die Taiwan ein wichtiger Exportmarkt in Asien darstellt.

Im Theater sind wir es gewohnt, so zu tun, als ob. Gerade hier können wir also fragen: Wie könnte eine Vertretung Taiwans auf der Bühne funktionieren? Wer darf diese Insel zwischen China, Japan und dem eigenen Erbe überhaupt vertreten? Welche Fahne, welche Hymne und welches Ritual passen in unsere Zeit? Und was helfen Staatenbündnisse gegenüber den Ansprüchen einer Großmacht wie China?

In Dies ist keine Botschaft wird der Theaterraum allabendlich zur Bühne für internationale Politik.

Publikumsgespräch nach der Vorstellung am 8. März.

Lecture mit Rimini Protokoll am 8. März Von transplantierten Expert*innen und ferngesteuerten Zuschauer*innen (Eintritt frei)

Workshop mit Rimini Protokoll am 9. März Dokumentarisches Arbeiten

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑