Er möchte seiner Tochter tränenreich die Vergebung anbieten. Und auch Marwood, die ehemalige Geliebte Mellefonts, ist mit dessen unehelichem Kind Arabella eingetroffen. Sie hat im Sinn, ihre Rivalin vor der geplanten Heirat aus dem Felde zu schlagen. Mit der gemeinsamen Tochter als Pfand versucht sie vergeblich, Mellefont zurückzugewinnen. Der schwankt nur kurz und bleibt ablehnend. Die Liebes- und Familientragödie spitzt sich auf ein bitteres Ende zu. Beflügelt von seinem Entschluss, in Zukunft ein ehrbares Leben an der Seite von Sara zu führen, gewährt Mellefont der eifersüchtigen Marwood einen letzten Gefallen: Ein tête-à-tête mit ihrer Rivalin Sara, ohne dass sie dabei ihre Identität offenbart. Ein Treffen, das für eine der Frauen tödlich ausgehen wird.
Mit «Miss Sara Sampson» begründete Gotthold Ephraim Lessing 1755 die Gattung des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland. Erstmals entfaltete sich die Tragik des Dramas nicht mehr in der Welt des Adels, sondern fand Eingang in die Lebenswelt des Bürgertums. Die Uraufführung war denn auch ein regelrechter Theatercoup, bei dem die Zuschauer gemäss Lessing vor Rührung in Tränen zerflossen.
Regisseur Niklaus Helbling hat am Schauspielhaus zuletzt die Uraufführung von Sibylle Bergs Musical «Wünsch dir was» (Spielzeit 06/07) und Ibsens «Brand» (Spielzeit 05/06) im Schiffbau inszeniert. Helbling hat in seiner Heimatstadt Zürich Germanistik studiert. Zwischen 1989 und 1998 war er als Dramaturg am Thalia Theater in Hamburg tätig. Zudem gründete er das Label Mass & Fieber mit, das ab 1998 Theaterproduktionen in der freien Szene erarbeitete. Mit «Miss Sara Sampson» inszeniert der Regisseur bereits zum zweiten Mal Lessing in dieser Saison, im September hatte Helblings «Emilia Galotti» am schauspielfrankfurt Premiere.
Nele Rosetz und Tonio Arango spielen das Liebespaar Miss Sara und Mellefont. In der Rolle der Lady Marwood ist Catrin Striebeck zu sehen. Klaus Henner Russius spielt den Vater Sir William Sampson.