Der Titel von Christoph Marthalers und Anna Viebrocks Inszenierung „44 Harmonies from Apartment House 1776“ bezieht sich auf eine Komposition des US-amerikanischen Komponisten John Cage, die als Auftragswerk anlässlich der 200-Jahresfeier der amerikanischen Verfassung 1976 in sechs US-amerikanischen Städten zur Uraufführung kam. Sie handelt von der Gleichzeitigkeit sehr verschiedener musikalischer Räume sowie von heftigen Auflösungserscheinungen hinsichtlich der Wahrnehmung von Raum
und Zeit. Als Musiker, Künstler, Schriftsteller und Mykologe beschäftigte sich Cage zeitlebens mit dem Zusammenhang von Zufall, Alltag und Erleben, der Welt der Klänge und der Welt der Pilze. Seine Leidenschaft und sein Fachwissen im Bereich der Pilzkunde dürfte sich auch auf zahllose seiner Werke ausgewirkt haben.
Cage war fasziniert von der Tatsache, dass Pilze ein eigenständiges biologisches Reich mit vollkommen autarken Organisationsstrukturen und teils beeindruckenden Protagonisten bilden: So trägt der grösste bekannte Pilz der Welt den Namen „Dunkler Hallimasch“, befindet sich in einem Naturschutzgebiet in Oregon und wird mit einer Ausdehnung von fast tausend Hektar Wald als das grösste bekannte Lebewesen betrachtet. Sein Gewicht wird auf 600 Tonnen geschätzt, sein Alter auf fast 2000 Jahre.
In Cages künstlerischem Denken und Handeln spielten gerade solche Phä-nomene eine bedeutsame Rolle, die abseits des rundum Beleuchteten das Wirken der planetarischen Lebewesen beeinflusste: das uralte chinesi-sche Orakel I-GING, der Reichtum von Alltags- und Naturgeräuschen und eben auch – und vor allem – die Pilze. Erstmalig begegnen einander der Schweizer Regisseur und der amerikanische Künstler nun im Schiffbau und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach dem „Dunklen Hallimasch“.
Christoph Marthaler begann seine Theaterlaufbahn als Musiker und kre-ierte in den späten 1980er Jahren kritisch-ironische Liederabende und Performances im öffentlichen Raum. Erste internationale Aufmerksamkeit für seine neuartige Theatersprache erregte Marthaler, als er 1993 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin „Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab! Ein patriotischer Abend“ inszenierte. Seitdem zeigt Marthaler seine Arbeiten an zahlreichen grossen Theatern im deutsch- und französischsprachigen Raum und inszenierte überdies zahlreiche Opern in Salzburg, Paris, Frankfurt, Ham-burg und Madrid. 2018 erhielt er mit dem Internationalen Ibsen-Preis einen der weltweit bedeutendsten Theaterpreise. Von 2000 bis 2004 war Christoph Marthaler Intendant des Schauspielhauses Zürich, an das er in der vergangenen Saison mit der Inszenierung „Mir nämeds uf öis“ nach längerer Abwesenheit zurückgekehrt ist.
Kontakt Klara M. Piza Leiterin Pressebüro Tel. +41 (0)44 258 72 90 klara.piza@schauspielhaus.ch
Regie Christoph Marthaler
Bühne und Kostüme Anna Viebrock
Musik Bendix Dethleffsen
Isabel Gehweiler
Christoph Marthaler
Dramaturgie Malte Ubenauf
Licht Christoph Kunz
Mit: Benito Bause
Marc Bodnar
Raphael Clamer
Bendix Dethleffsen
Ueli Jäggi
Bernhard Landau
Elisa Plüss
Graham F. Valentine
Susanne-Marie Wrage
Celli: Hyazintha Andrej Isabel Gehweiler Nadja Reich Vanessa Hunt Russell
Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Halle:
6./14./17./19./22./28./29./31. Dezember, 20:00 Uhr 16./23. Dez, 19:00 Uhr
4. Januar, 20:00 Uhr Weitere Vorstellungen in Planung.
Mehr als Zuschauen zu „44 Harmonies from Apartment House 1776“
Inszenierungseinblick
Mo, 26 November, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 19:00—20:30, Eintritt frei
Leitung Petra Fischer, Dramaturgin
Theater im Gespräch
Moderierte Gesprächsrunde zu „44 Harmonies from Apartment House 1776“ & „Frankenstein“, um eigene Beobachtungen auszutauschen, Inszenierungsansätze zu vergleichen und Fragen zu stellen.
Montag, 21. Januar, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 19:00-20:30, Eintritt frei