Ihm folgen seine Tochter Rosalind und ihre Freundin Celia, die Tochter des Diktators, die einander nicht verlassen wollen, als dieser auch Rosalind verstößt. Und auch der junge Orlando muss - in Rosalind verliebt, vom Hass seines Bruders verfolgt – in die Wälder fliehen. Sie alle träumen von einem Neuanfang, von neuer Identität - von einem „Second Life“! Die Glückssucher treffen im Ardenner Wald jedoch auf Spiegelbilder ihrer selbst: unglückliche Liebhaber und ihre Angebeteten, lüsterne Alte und berechende Nymphchen. Alle suchen und finden die Liebe, nur die Frage, „wer bin ich?“ ist auch zum glücklichen Ende offener als je zuvor…
Shakespeare schrieb das Stück für die elisabethanische Bühne, auf der nur Männer spielen durften. Es wurde ein Stück, in dem sich das Mädchen Rosalind auf der Flucht vor dem bösen Herzog, ihrem Onkel, als Mann verkleidet. In ihrem Versteck „lehrt“ sie den verliebten Orlando, einen ebenfalls Verbannten, die Liebe der Frauen, er muss den Jüngling Ganymed als seine angebetete Rosalind verehren. So wird Shakespeares Wald von Arden eine Schule der Verliebten und Verirrten. Alle dorthin Geflüchteten versuchen, ihren Traum von Freiheit zu leben und lernen vor allem sich selbst kennen - was sie schnell wieder in die alte Realität zurückkehren lässt. Shakespeares Komödien-Happyend führt schließlich allerhand ernüchterte Gestalten vor, die sich beim heißen Liebesspiel die Finger verbrannt haben.
Die phantastische Wald-Welt Shakespeares, voller Löwen, Schlangen und romantischer Schäferkaten, ist politisch illusionslos. Die Verbannten leben in ihr nach den alten Mustern der Gesellschaftshierarchie, die Chancen eines Neuanfangs in einer terra incognita nutzt hier keiner. Heute erinnert dieses Arden an die virtuelle Welt des Second Life, deren Internet-Bewohner sich nach den Vorbildern der Konsum- und Hollywoodwelten zu verschönern trachten und ansonsten die Neue Welt zum Geldverdienen nutzen. Doch interessant: für das zweite Leben wählen viele das andere Geschlecht. Der Geschlechtertausch lässt uns offensichtlich dem alten Ideal des Androgyn näher kommen, dem Traum von der glücklichen Einheit, bevor die Sehnsucht erfunden war…
Zum Ko-Autor
Christian Winkler, der für das Schauspielhaus Graz seit letzter Spielzeit regelmäßige Folgen der Soap „Life of Graz“ verfasst, die auch in dieser Saison fortgeführt wird, wurde 1981 in Graz geboren, studierte Germanistik und Kulturwissenschaft in Graz und London, wo er seit 2005 als Autor, Regisseur und Übersetzer lebt und arbeitet. Im Mai dieses Jahres gewann er den Retzhofer Literaturpreis. Nachdem die Entscheidung gefallen war, auf die Figur des Narren zu verzichten, wurde der jungen Grazer Autor Christian Winkler gebeten, die Geschichte der Figuren Corin und Audrey auszuarbeiten sowie den Monologen des Jacques einige heutige Gedanken und Bildwelten hinzuzufügen.
Inszenierung Anna Badora
Bühne Paul Lerchbaumer
Kostüme Anna Eiermann
Musik Octavia Gloggengiesser
Video Andreas Siefert
Dramaturgie Marion Hirte
Mit Gerhard Balluch (Herzog Senior / Herzog Frederick, sein Bruder), Franz Solar (Amiens/ Le Beau, Angestellter am Hof), Martina Stilp (Jaques), Franz Josef Strohmeier (Oliver de Boys), Max Mayer (Orlando de Boys), Otto David (Adam, ein Diener Olivers),
Jan Thümer (Rosalind, Tochter von Herzog Senior), Carolin Eichhorst (Celia, Tochter von Herzog Frederic), Julian Greis (Phoebe), Andrea Wenzl (Silvius), Erik Göller (Corin), Susanne Weber (Audrey)