Der junge Revoluzzer soll die großstädtischen Umwälzungs-Gedanken ins Herz des Spießertums tragen. Nestroys Revolutionsposse, verfasst inmitten der 48er-Unruhen, ist nicht nur satirisches Meisterwerk voller komödiantischer Höhepunkte und Paraderollen, sondern nimmt die künftige reaktionäre Entwicklung bereits vorweg. Im Dorf reüssiert die Kleingeisterei, der Revolutionsrecke Ultra gefällt sich lieber in aufbegehrerischen Posen, als gesellschaftliche Umbrüche durchzusetzen. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf ein kurzfristiges Liebesgeplänkel mit der adeligen Frau von Frankenfrey, nebst daran hängender Karriere …
Die Revolution droht, im Provinzialismus zu ersticken, und hinterlässt das Feld den Fortschrittsfeindlichen und Gedankenscheuen. Richten müssen es zum Schluss wie immer die Frauen. Sie steigen auf die Barrikaden und zwingen den Bürgermeister in die Knie.
Zum Autor
Am 7. Dezember 1801 wird Johann Nepomuk Nestroy in Wien geboren und besucht dort 1810 bis 1816 das Akademische sowie das Schottengymnasium, um ab 1820 für zwei Jahre das Studium der Rechtswissenschaften aufzunehmen und nebenbei als Sänger und Schauspieler auf kleinen Bühnen aufzutreten. 1822 wird er für zwei Jahre als Bass ans k.k. Hoftheater nächst dem Kärntnertor engagiert, wo er als Sarastro in Mozarts Zauberflöte debütiert. 1823 heiratet er Wilhelmine Nespiesni (von der er sich 1827 bereits wieder trennt) und wechselt ans Deutsche Theater in Amsterdam. 1825 geht er ans Brünner Nationaltheater. Gegen Nestroy werden Arreststrafen wegen Zensurverstößen und Publikumsverachtung verhängt. 1826 wird er an die Vereinigten Bühnen Graz und Pressburg engagiert, wo er seiner späteren Lebensgefährtin Marie Weiler begegnet. Hier erlebt er seinen Durchbruch als Lokalpossendarsteller und gibt im Dezember 1827 in Graz sein Autorendebüt mit Zwölf Mädchen in Uniform und Der Zettel träger Papp. Im Dezember 1828 Des Wüstlings Radikalkur oder Die dreißig Jahre der Verbannung (UA Graz). Im Jänner 1829 Der Einsilbige oder Ein dummer Diener des Herrn (UA Graz) und im Jänner 1830 Der unzusammenhängende Zusammenhang (UA Graz). 1831 verpflichtet sich Nestroy dem berühmten Theaterunternehmer Karl Carl als Darsteller und Dramatiker. 1833 erlebt Nestroy seinen ersten großen Durchbruch als Autor mit Der böse Geist Lumpazivagabundus im Theater an der Wien; 1835 folgt die erfolgreiche Uraufführung von Zu ebner Erde und erster Stock oder Die Launen des Glücks (Wien). Wegen Umgehung der Zensur durch Extemporieren wird Nestroy zu fünf Tagen Arrest verurteilt, die er im Jänner 1836 verbüßt. Am 16. Dezember 1840 wird Der Talisman im Theater an der Wien uraufgeführt. Die Posse Freiheit in Krähwinkel wird 1848 bei der Premiere am Carl-Theater (Wien) mit großem Jubel aufgenommen. 1852 schreibt Nestroy weniger und geht häufiger auf Gastspielreisen. Nach dem Tod des Direktors Carl 1854 übernimmt er offiziell die Leitung des Carl- Theaters. 1858 erfolgt die Trennung von Marie Weiler. 1859 erwirbt er eine Villa in Ischl und ein Stadthaus in Graz, wohin er 1860 nach seinem Abschied aus Wien übersiedelt. Als Schauspieler ist er in Wien letztmalig 1862 als Knieriem in Lumpazivagabundus zu sehen; in Graz verabschiedet er sich am 29. April in seiner Posse Umsonst (UA 1857 am Carl-Theater) von der Bühne. Nestroy stirbt am 25. Mai in Graz an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Leichnam wird nach Wien überführt und beigesetzt.
Nach dessen Exhuminierung wird er 1881 in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Nestroy hat etwa 880 Rollen gespielt und 85 Stücke geschrieben.
Zur Regisseurin
Die Schweizerin Christina Rast arbeitete seit 2003 u. a. am Schauspielhaus Zürich, dem Luzerner Theater, dem Theater Rampe Stuttgart sowie an den Stadttheatern in Bonn, Oldenburg und Aachen.
Am Schauspielhaus Graz inszenierte sie auf der Probebühne die Uraufführung von Andrzej Stasiuks Ostmark, Shakespeares Othello in der Bearbeitung von Feridun Zaimoglu/Günther Senkel sowie die Uraufführung des Blog-Stücks wirkinderdesnetzes (von Dorota Maslowska) in der Spielzeit 2008/2009. In der vergangenen Spielzeit inszenierte sie Schillers Kabale und Liebe.
Inszenierung Christina Rast
Bühne & Kostüme Franziska Rast
Musik Bo Wiget
Dramaturgie Andreas Karlaganis
Mit Gerhard Balluch, Otto David, Juliette Eröd, Thomas Frank, Evi Kehrstephan, Katharina Klar, Gustav Koenigs, Claudius Körber, Michael Ostrowski, Gerti Pall, Paul Wolff-Plottegg, Franz Solar, Birgit Stöger, Franz Xaver Zach u. a.
Musiker: Patrick Dunst (Klarinette), Bernhard Neumaier (Posaune), Maria Serafin (Cello)
Weitere Vorstellungen am 28., und 30. Oktober jeweils 19.30 Uhr und am 31. Oktober bereits um 15 Uhr sowie am 9., 10., 19. und 24. November 2010, jeweils 19.30 Uhr, Hauptbühne.
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com