Vor fast drei Jahrzehnten war er einer von drei Freunden; einer von drei jungen, hochbegabten Pianisten, zwei Österreicher und ein Kanadier, die am Mozarteum in Salzburg Virtuosen werden wollten. Als sich der Kanadier als das Genie entpuppte, dem die Welt zu Füßen liegen würde, zogen die beiden anderen daraus ihre Konsequenzen. Der Erzähler verschenkte seinen Steinway an ein Lehrerkind und entschloss sich „Weltanschauungskünstler“ und Autor zu werden. Das Thema seiner einzigen Abhandlung: eben jener geniale Freund Glenn Gould.
Die Studie über den Freund und Konkurrenten kam nie zum Abschluss, genügte nie den eigenen Ansprüchen. Was geschrieben wurde, wurde wieder vernichtet. Der dritte im Bunde, Wertheimer, ließ sein Klavier im Dorotheum versteigern und machte sich und seiner Schwester viele Jahre das Leben schwer, bis er sich fast unmittelbar nach dem Tod Glenn Goulds das Leben nahm. Die Beerdigung führt den Erzähler nach Wankham, um von dort aus das Haus Wertheimers aufzusuchen. Der übriggebliebene Freund sucht nach einer Antwort: Warum ist er der Überlebende?
Bernhards Roman vom „Klavierspieler“ Glenn Gould ist ein faszinierendes literarisches Spiel, in dem Authentisches und Erdichtetes ineinander fließen; eine virtuos erzählte Geschichte über Virtuosentum, Genialität, Einsamkeit und das Scheitern, das vielleicht auch ein Sieg ist.
Thomas Bernhard
1931 als uneheliches Kind einer Dienstbotin geboren, verbrachte Thomas Bernhard seine Jugend in einem NS-Internat in Salzburg, bevor er bei einem Lebensmittelhändler in die Lehre ging. 1949 erkrankte er lebensgefährlich an einer Rippenfellentzündung. Sein geliebter Großvater starb zur gleichen Zeit, die Mutter ein Jahr darauf. In den 50er Jahre nahm Bernhard Schauspielunterricht am Salzburger Mozarteum, arbeitete als Journalist und veröffentlichte Kurzgeschichten. 1963 gelang ihm mit dem Roman Frost der Durchbruch als Autor. Es folgten zahlreiche Gedichte, Erzählungen, Romane und Theaterstücke. Sein Gesamtwerk zählt zu den bedeutendsten schriftstellerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts. Von 1965 an lebte Bernhard, wenn er nicht in Wien bei seinem „Lebensmenschen“ Hedwig Stavianicek oder auf Reisen war, in Ohlsdorf, wo er 1989 an Herzversagen starb.
Regisseurin Christiane Pohle, 1968 geboren, absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Ihre erste Regiearbeit Sitzen in Hamburg – eine Bearbeitung von Tschechows Drei Schwestern – wurde 1999 mehrfach ausgezeichnet. Seitdem arbeitet die Regisseurin u. a. an der Schaubühne am Lehniner Platz, am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen, am Burgtheater Wien und bei den Salzburger Festspielen und war bisher zwei Mal für den Nestroy in der Kategorie Beste Regie nominiert. 2006 inszenierte sie Bernhards Roman „Auslöschung: ein Zerfall“ am Thalia Theater in Hamburg. Mit ihrer Bühnenbearbeitung von Der Untergeher setzt die Regisseurin jetzt ihre Arbeit mit Prosadichtungen von Thomas Bernhard am Grazer Schauspielhaus fort.
Regie Christiane Pohle
Bühne & Kostüme Dorothee Curio
Dramaturgie Britta Kampert
Mit Gerhard Balluch, Claudius Körber, Christoph Luser, Sebastian Reiß, Birgit Stöger
Weitere Vorstellungen am 26. Februar sowie ab März, jeweils 19.30 Uhr
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
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