Zwei Königinnen, die nicht abtreten mögen, erzählen – 30 Jahre nach dem Deutschen Herbst – die Geschichte der RAF noch einmal: Während Ulrike/Maria denkend und schreibend zweifelt, besteht Gudrun/Elisabeth auf der Notwendigkeit und Richtigkeit der eigenen Taten. Diese zwei Regentinnen beanspruchen für sich Protagonistinnen – nicht nur der eigenen Geschichte zu sein. Sie stellen Gesetze auf für ein Volk, aus dessen Mitte sie stammen, von dem sie sich allerdings denkbar weit entfernt haben, aus dessen behaupteter Stellvertretung sie jedoch nach wie vor ihre Position legitimieren. Flankiert von einem Chor der Greise und dem der Kinder sehen sie sich immer wieder mit den gleichen Fragen konfrontiert: Warum gingen sie damals aus der Mitte der Gesellschaft in den Untergrund? Welche Ideologie sollte ihre Mitte rechtfertigen? Und wohin hat ihr Kampf geführt? »Das Volk, zu dessen allerbesten Freunden wir uns aufgeschwungen haben, will uns nicht, versteht uns nicht, womöglich hat es bessere Freunde …«, sagt Gudrun/Elisabeth am Ende des Stückes.
Die Nobelpreisträgerin Jelinek befragt mit ihrem Text die Vergangenheit und ihre Bewältigung und sucht gleichzeitig nach einer möglichen Gegenposition zur heutigen Kultur des Kapitalismus.
Regie: Peter Kastenmüller