Dea Lohers Stück beschreibt das Leben in der Großstadt, in der alle auf sich allein gestellt sind und doch aufeinander aufpassen. Schauplatz ist die Mega-Metropole São Paulo, hier laufen auf der Praça Roosevelt die verschiedenen Handlungsstränge und Lebensgeschichten derer zusammen, die verzweifelt auf der Suche nach Erlösung sind. Doch der Kampf ums Überleben, aber auch die Träume und der rettende Zusammenhalt sind längst global – wie viel São Paulo also steckt in Bremen, wie viel Bremen in São Paulo?
Regie führt Alize Zandwijk, die seit 2006 auch als künstlerische Direktorin des Ro Theaters tätig ist. Als Theaterdirektorin versucht sie, das Ro Theater in der Stadt Rotterdam zu stärken, sie sucht internationale Kooperationen, arbeitet mit jungen Regisseuren und an der Weiterentwicklung eines Ensembletheaters. Von 2003 an inszenierte Alize Zandwijk regelmäßig am Thalia Theater (u.a. Tschechows „Iwanow“, Gorkis „Sommergäste“, Handkes „Untertagblues“ und „Happiness“ von Todd Solondz). Hier lernte sie auch die Autorin Dea Loher kennen, von der sie „Unschuld“, „Das letzte Feuer“ und „Diebe“ als niederländische Erstaufführung inszenierte. 2012 führte sie mit „Joseph und seine Brüder“ nach dem Roman von Thomas Mann erstmals am Deutschen Theater Berlin Regie. Im gleichen Jahr wurde sie mit der Produktion „Tod eines Handlungsreisenden“ zum holländischen Theatertreffen eingeladen.
Regie: Alize Zandwijk
Ausstattung: Thomas Rupert
Musik: Beppe Costa,
Dramaturgie: Benjamin von Blomberg
Mit: Leila Abdullah, Martin Baum, Beppe Costa, Nadine Geyersbach, Siegfried W. Maschek, Susanne Schrader, Robin Sondermann, Fania Sorel, Matthieu Svetchine
Die Produktion ist eine Koproduktion mit dem Ro Theater Rotterdam.
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Mit der Uraufführung von „Sickster“ am 30. September findet am Tag danach um 20 Uhr im Kleinen Haus bereits die zweite Premiere der Schauspielsparte statt.
Die Uraufführung ist eine Adaption des 2011 erschienen Debütromans von Thomas Melle.
„Sickster“ (engl. sick = krank), das sind die Kranken der Gesellschaft, krank weil sie sich in einer Leistungsgesellschaft von ihrer Arbeit fressen lassen und ihr Selbstbild nicht mehr mit der Realität zur Deckung kommt – Selbstverwirklicher mit verstopften Wunschströmen.
„Ich bin nicht wie ihr“, sagt der Journalist Magnus Taue. Doch auch er hat längst seine Ideale verkauft, als Mehrwert produzierende „Worthure“ bei der Firmenzeitung des Mineralölkonzerns, für den sein ehemaliger Mitschüler Thorsten die Produktanordnung in den Tankstellen konzipiert. Und nach Tagen vor dem Laptop steht auf dem Bildschirm von dessen Freundin Laura immer noch kein einziger Satz. Immer weiter entfernen sich die drei von unserer scheinbaren Realität. Sie werden zu Sickstern, zu den Kranken der Gesellschaft, bis sie schließlich gemeinsam die Revolution starten, ein anderes Leben wagen: „Macht kaputt, was euch kaputt macht. Euch selbst womöglich. Denn das knallt immer noch am besten!“
Regie führt Felix Rothenhäusler, der nach seinem Studienabschluss an der Theaterakademie Hamburg unter anderem am Theater Heidelberg, am Staatstheater Karlsruhe und am Düsseldorfer Schauspielhaus inszeniert hat. Ab dieser Spielzeit ist er als Hausregisseur am Theater Bremen engagiert.
Regie: Felix Rothenhäusler
Bühne: Michael Köpke
Kostüme: Anja Sohre
Musik: Matthias Krieg
Dramaturgie: Tarun Kade
Mit: Karin Enzler, Claudius Franz, Matthias Krieg, Paul Matzke