Gott befreit sein Volk aus der Belagerung durch den scheinbar unbesiegbaren assyrischen Feldherrn Holofernes "durch die Hand einer Frau". Was aus der Perspektive der bedrohten Israeliten die zu bewahrende Ordnung erhält, erweist sich durch die spezifische Grausamkeit dieser Tat jedoch als "zweischneidiges Schwert": Judit schlägt dem Holofernes mit seinem eigenen Schwert den Kopf ab.
Insofern verbindet sich in der Folge mit Judith nicht nur das Bild einer Tugendheldin, sondern auch das Schreckbild einer fatalen Weiblichkeit, die der tradierten männlichen Überlegenheit in der Maske der Verführung zu Leibe rückt.
Diesem Skandalon, das zweitausend Jahre Kulturgeschichte in Gang gesetzt hat, wie die zahllosen künstlerischen Darstellungen des Motivs am eindrucksvollsten beweisen, ist die Inszenierung von Sebastian Nübling auf der Spur. Hebbels Drama aus dem 19. Jahrhundert, Vivaldis Oratorium von 1716, der Bibeltext sowie zeitgenössisches Material sind die Bausteine dieser szenischen Erkundung mit Sängern und Schauspielern, Frauen und Männern.
Sebastian Nübling - dem Stuttgarter Publikum bekannt durch seine Schauspiel-Inszenierungen "I Furiosi" und "Reiher (Herons)" sowie "Carmen" an der Staatsoper Stuttgart - stellte sich nach Arbeiten in Basel und Hannover 2004 erstmals bei den Salzburger Festspielen vor mit einer Inszenierung von Christopher Marlowes "Edward II". Derzeit arbeitet er kontinuierlich an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspiel Hannover und dem Hamburger Schauspielhaus. Zahlreiche seiner Inszenierungen wurden zu Festivals sowie dem Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen eingeladen.
Eine Koproduktion von Schauspiel Stuttgart, Staatsoper Stuttgart und den Salzburger Festspielen 2009
Regie: Sebastian Nübling, Komposition: Lars Wittershagen, Musikalische Leitung: Lutz Rademacher, Jörg Halubek, Bühne und Kostüme: Muriel Gerstner, Licht Gérard Cleven, Dramaturgie Kekke Schmidt, Xavier Zuber
Mit: Jonas Fürstenau, Daniel Gloger, Sebastian Kowski, Tajana Rai, Sebastian Röhrle, Dino Scandariato, Stephanie Schönfeld, Anne Tismer, Matias Tosi
sowie Tibor Brouwer, Silke Gäng, Christopher Kaplan, Angelika Lenter
und dem Orchester "Il Gusto barocco"