23 Jahre später notiert Goethe vorausschauend in einem Brief an Zelter, dass sein „Faust“ „ein offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und fort ergötze und ihnen zu schaffen mache.“
Ein Blick auf die wechselvolle Wirkungsgeschichte des Werkes bestätigt diesen Eindruck: Die Aufklärung bezichtigte Goethe des Mystizismus, die Romantik der Glorifizierung wissenschaftlichen Hochmuts; die katholische Kirche legte ihm hybride Unmoral und Blasphemie zur Last, die protestantische ungeistigen Materialismus. Und im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte die Gestalt des Faust eine Umwertung zum Idealbild des deutschen Geistes, „Faust“ wurde glorifiziert zum „vaterländischen Mythos“, zum Symbol des angeblich ewig-deutschen Wesens.
Was aber ist das „Faustische“, der „faustische Mensch“, der „faustische“ Empörer, dieser in allen Bereichen seines Daseins nach Ganzheit Strebende, der die Polarität von Ich und Welt zur Einheit zu verbinden sucht?
Der französische Regisseur Laurent Chétouane, der in der vergangenen Spielzeit Faust II am Nationaltheater Weimar inszeniert hat, wendet sich nun dem ersten Teil zu, um die Konstruktion des deutschen Mythos zu untersuchen.
Mit: Jan-Peter Kampwirth
Eve Kolb
Carlo Ljubek
Christoph Luser
Julia Wieninger
Patrycia Ziolkowska
Tänzer: Jan Burkhardt
Joris Camelin
Regie: Laurent Chétouane
Bühne: Patrick Koch
Kostüme: Sanna Dembowski
Musik: Leo Schmidthals
Video: Anna Henckel-Donnersmarck
REGIE LAURENT CHÈTOUANE / BÜHNE PATRICK KOCH / KOSTÜME SANNA
DEMBOWSKI / MUSIK LEO SCHMIDTHALS / VIDEO ANNA HENCKEL-DONNERSMARCK / DRAMATURGIE JAN HEIN
HALLE KALK / 24.10. / 26.10. / 30.10. / 31.10.