Der Spielplan im April:
»Lieblose Legenden«
Peter Schröder liest Wolfgang Hildesheimer
Fr, 2. April ab 20.00 Uhr bis So, 4. April on demand verfügbar
Aufzeichnung / kostenfreies Angebot
In seinen satirischen Kurzgeschichten »Lieblose Legenden«, die erstmals 1952 erschienen sind, beschreibt Wolfgang Hildesheimer unterschiedlichste Charaktere, die in die absurdesten Gedankenwelten und Situationen geraten und entlarvt dabei uns wohl bekannte Kulturklischees. Ensemblemitglied Peter Schröder nimmt uns mit in diese grotesken Welten und stellt drei der Geschichten von Hildesheimer vor. Wolfgang Hildesheimer war ein deutscher Romancier, Essayist, Hörspiel- und Theaterautor. Als Sohn jüdischer Eltern emigrierte er während des Nationalsozialismus nach England und Palästina. Studium der Malerei und Bühnenbild in London. Nach Kriegsende kehrte er aus dem Exil zurück und wurde Mitglied der Gruppe 47. Er erhielt u. a. 1966 den Büchner-Preis und 1982 den Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. Einen seiner größten Erfolge erlangte er mit seinem 1977 erschienen biografischen Essay über Mozart.
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»Theater und die Krise der Demokratie«
Mitschnitt der Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie mit Regisseur Pat To Yan (in englischer Sprache)
Di, 6. April, 20.00 Uhr
Aufzeichnung / kostenfreies Angebot
Die Demokratie westlicher Prägung ist in einer Krise: Migration, Erderwärmung und ökonomische Monopolisierung gehen mit der Entwertung der alten Akteure und Institutionen einher, etwa der Nation und ihres Parlaments. Vielerorts ist die Rückkehr zu autoritären Herrschaftsformen und Strukturen die Antwort. Vor diesem Hintergrund hat die Ringvorlesung den Autor, Regisseur und Soziologen Pat To Yan eingeladen, sich über das Verhältnis von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Pat To Yan wurde 1975 in Honkong geboren. In seinen Arbeiten, wie z. B. »Eine kurze Chronik des künftigen China«, erforscht er, was »Menschsein« in unserer Zukunft bedeuten könnte. Im zweiten Teil seiner Serie »Eine posthumane Geschichte«, welcher im Rahmen der Frankfurter Positionen 2021 am 8. April filmisch uraufgeführt wird, befasst er sich mit Cyborgs und dem Auslaufmodell Mensch. Bei dem Mitschnitt handelt es sich um eine Aufzeichnung der Online-Ringvorlesung vom 17. Dezember 2020, die wir anlässlich der filmischen Uraufführung noch einmal ausstrahlen.
Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie im WS 2020/21 in Kooperation mit dem Festival Frankfurter Positionen – eine Initiative der BHF BANK Stiftung – und dem Künstlerhaus Mousonturm, koordiniert von der Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität.
Filmische Uraufführung »Eine posthumane Geschichte« von Pat To Yan
Uraufführung im Rahmen der Frankfurter Positionen
Do, 8. April, 20.00 Uhr bis 31. Mai on demand verfügbar
Tickets (5,-/10,-/20,- €) erforderlich
Franks Lebensunterhalt für ihn und seine Familie ist gesichert: Vom Bildschirm aus bombardiert er via Drohne andere Länder. Doch ein kantonesischer Fluch liegt über der Geburt seines Sohnes Anders: Er kommt ohne Gesäß zur Welt. Ein Cyberpo bringt die erhoffte Rettung. Dieses hochentwickelte künstliche Gesäß hat nur zur Folge, dass Anders‘ IQ in Hochgeschwindigkeit wächst, Anders selbst hingegen im gleichen Tempo altert. Sei‘s drum – sein Po ist intelligenter, effizienter und schneller als sein Hirn. Kommt er, der Cyborg, bereits aus der Zukunft der menschlichen Evolution?
In »Eine posthumane Geschichte« erforscht der Hongkonger Autor Pat To Yan, was »Menschsein« in unserer Zukunft bedeuten könnte.
Im Rahmen der Frankfurter Positionen – eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung
Regie Jessica Glause Bühne und Kostüme Mai Gogishvili Musik Joe Masi Dramaturgie Julia Weinreich Kamera und Schnitt Benjamin Lüdtke
mit Anna Bardavelidze, Vanessa Bärtsch , Christina Geiße, Agnes Kammerer, Jonathan Lutz, André Meyer, Uwe Zerwer
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Spielzeit-Schwerpunkt
(BÜHNEN) BESETZUNGEN
Symposium nach »Der Müll, die Stadt und der Tod«
So, 25. April, 10.00 - 18.00 Uhr, kostenloser Livestream aus den Kammerspielen
Eine Kooperation von Schauspiel Frankfurt, Jüdisches Museum Frankfurt, Fritz Bauer Institut und Theaterwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
1975 schrieb Rainer Werner Fassbinder sein letztes Theaterstück »Der Müll, die Stadt und der Tod«.. Bereits die Entstehungsgeschichte war von Konflikten geprägt – das Stück, dem seine Kritiker Antisemitismus vorwarfen, war Anlass mehrerer, wellenartig auftretenden Kontroversen. Höhepunkt war im Oktober 1985 die Besetzung der Bühne der Kammerspiele des Schauspiel Frankfurt, um eine Inszenierung des Stückes zu verhindern. Diese Bühnenbesetzung stellte als einer der Schlüsselmomente der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte eine Form der Selbstermächtigung dar, mit der sich 40 Jahre nach Kriegsende die jüdische Gemeinschaft in der Bundesrepublik erstmals öffentlich Gehör verschaffte.
Zeitzeug:innen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen betrachten diesen historischen Akt zivilen Ungehorsams aus heutiger Perspektive und beleuchten den größten Theaterskandal der alten BRD in Vorträgen, Gesprächen und künstlerischen Arbeiten. Das vollständige Programm finden Sie auf www.schauspielfrankfurt.de
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Zusatzprogramm:
24. April, 16.00 Uhr: Filmvorführung »Schatten der Engel« in Kooperation mit dem DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
(läuft je nach Corona-Lage entweder im Kino des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum oder als Stream. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Website des DFF)
24. & 25. April: Audiowalks »Kampf um die Häuser« (Profikollektion) / »Wi(e)dersprechen« (Studierende der Theaterwissenschaft)
(Die Audiowalks finden digital statt. Nähere Informationen finden Sie in Kürze auf www.schauspielfrankfurt.de/spielplan/sf-digital/)
25. April, 20.00 Uhr: Video-Premiere »Celan mit der Axt« von Max Czollek, mit Sarah Grunert
(auf www.schauspielfrankfurt/spielplan/sf-digital/)
»Ich, ein Jud«
Die Verteidigungsrede des Judas Ischarioth von Walter Jens
Erschienen im Radius-Verlag (unter dem Titel: »Der Teufel lebt nicht mehr, mein Herr! Erdachte Monologe – imaginäre Gespräche«)
Fr, 30. April, 20.00 Uhr bis So, 2. Mai on demand verfügbar
Aufzeichnung / kostenfreies Angebot
Judas gilt in der biblischen Überlieferung als zwielichtiger Jünger Jesu, der für 30 Silberlinge seinen Freund verriet und so dem sicheren Tod am Kreuz auslieferte. In seinem fiktiven Monolog »Ich, ein Jud«, der auf Grundlage seines Romans »Der Fall Judas« von 1975 entstanden ist, wirft der Altphilologe und Literaturhistoriker Walter Jens einen neuen, anderen Blick auf Judas Ischarioth. Judas erscheint in seiner direkten Rede an das Publikum als zerrissener, von Schuldgefühlen bedrückter Mensch und erläutert uns seine Sichtweise auf die ihm zugeschriebene Rolle zur Erlösung der Menschheit durch das Opfer des Gottessohns. Einerseits verteidigt er seine Tat als notwendigen Bestandteil der Heilsgeschichte und die des Christentums, die er einvernehmlich mit Jesus bereit war, zu begehen. Andererseits überkommen ihn Zweifel und er stellt sich die Frage, wie die Geschichte ohne seinen Verrat verlaufen wäre. Hätte es vielleicht keine Kreuzigung, keine christliche Kirche gegeben, vielleicht auch keine Judenverfolgung – und wäre Jesus vielleicht friedlich als alter Mann gestorben?
mit/gelesen von Isaak Dentler Live-Musik Max Mahlert (Schlagzeug), Tim Roth (Kontrabass, Elektronik)
www.schauspielfrankfurt.de