
Im Jahr 1988, zum 100. Jubiläum der „Burg“, beauftragte Claus Peymann, damals Direktor des Wiener Burgtheaters, Thomas Bernhard damit, ein Werk zu schreiben. Inhaltlich sollte es sich mit dem Bedenkjahr anlässlich des „Anschlusses“ Österreichs beschäftigen. Thomas Bernhard schrieb nach einigem Zögern das Stück „Heldenplatz“. Im Vorfeld der Uraufführung kam es zu einem Skandal um den Text – er beschimpfe Österreich und überschreite die Grenzen des Zumutbaren. Die Uraufführung des Stückes am 4. November 1988 durch Claus Peymann wurde zu einem der größten (Theater-)Skandale in der Nachkriegsgeschichte Österreichs.
Bernhards Text legte den Finger auf offene Wunden der Republik, die ein knappes Jahrzehnt vor Österreichs Beitritt zur EU gerade Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten gewählt hatte, dessen Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus zu erregten Diskussionen geführt hatte. Die politische Position Österreichs als „erstes Opfer“ Hitlers musste der nüchternen Betrachtung der begeisterten Beteiligung weichen.
Bernhards beißende Kritik an dem Österreich, das für Dummheit, Engstirnigkeit und ausgrenzende faschistoide Strukturen steht, schmerzt bis – und besonders – heute.
Alexandra Liedtke hat mit ihren Inszenierungen in Salzburg sowohl im Schauspiel („Kabale und Liebe“, „Don Carlos“, „Hamlet“) als auch im Musiktheater („Hoffmanns Erzählungen“, „La Gazzetta“) überzeugt. Die Regisseurin, die lange in Wien gelebt hat, macht sich gemeinsam mit der Ausstatterin Eva Musil auf Spurensuche des österreichischen Skandals „Heldenplatz“. Das starke Frauenteam wird ergänzt durch die Kostümbildnerin Johanna Lakner, die unter anderem für das Burgtheater Wien arbeitet.
Inszenierung Alexandra Liedtke
Bühne Eva Musil
Kostüme Johanna Lakner
Musik Karsten Riedel
Mit Britta Bayer, Eva Christine Just, Genia Maria Karasek, Julienne Pfeil, Elisabeth Rath, Patrizia Unger; Marco Dott, Axel Meinhardt, Aaron Röll, August Zirner