Ein perfides Spiel um Macht und Erotik entspinnt sich am Hof des Herodes: Der König wirft seiner Stieftochter Salome lüsterne Blicke zu und ist bereit, ihr jeglichen Wunsch zu erfüllen, wenn sie nur für ihn tanze. Sie hingegen ist dem Propheten Jochanaan verfallen, der in der Zisterne eingekerkert ist, da er Herodes’ Frau der Unzucht und Blutschande beschuldigt. Mit wachsender Faszination und Erregung verlangt Salome, Jochanaan zu küssen, doch dieser weist sie entschieden zurück. Aus Rache und Schmerz über diese Ablehnung beschliesst sie, für Herodes zu tanzen – und als Preis dafür die Erfüllung ihrer Wunsche zu verlangen.
Der letzte Tanz ist getanzt, und Salome fordert den Kopf Jochanaans in einer Silberschussel als
Entlohnung. Ihre Rache ist damit befriedigt und ihre blutrünstige Sehnsucht gestillt; Herodes hingegen befiehlt voll Abscheu den Tod der eigenen Stieftochter. Gegenuber der Vorlage des Dramas von Oscar Wilde stellt Richard Strauss’ Musik die grausige Handlung und die Abgrunde der menschlichen Seele starker in den Vordergrund. Neben Bitonalität und Leitmotivtechnik bedient sich der Komponist eines riesigen Orchesters, das Momente erdruckender Spannung herstellt, um dann in die subtile Charakterisierung der psychischen Verfassung der Protagonisten abzugleiten. Besonders im Schlussgesang der Salome zeigt sich Strauss’ musikalisches Genie: Indem er die Grenzen der Dur / Moll-Tonalität überschreitet, zeichnet er ein scharfes Psychogramm der Figur jenseits der Grenzen der
Menschlichkeit.
Richard Strauss` Einakter, ein geniales wie beklemmendes Beispiel des geschlossenen Dramas, entwickelt einen Strudel, der auch mit dem abgeschlagenen Kopf des Jochanaan und dem finalen Befehl zur Tötung der eigenen Stieftochter nicht zum Versiegen kommt, sondern vielmehr die Ausweglosigkeit des verbleibenden Figurenpersonals stehen lässt.
Ludger Engels entwirrt in «Salome» nach seinen Regieatbeiten mit «Macbeth» und «Peter Grimes» zum dritten Mal in Bern die Verirrungen einzelner Existenzen abseits jeglicher Menschlichkeit und folgt dabei genau der Musik, die an der Grenze der Dur-/Molltonalität ein Psychogramm der am Abgrund tänzelnden Figuren zeichnet.
Kevin John Edusei, Erster Gastdirigent am KonzertTheater Bern, wird nach seinenDirigaten von Strauss «Ariadne auf Naxos« und Brittens «Peter Grimes» erneut am Pult das Berner Symphonierochester leiten.
Musikalische Leitung Kevin John Edusei
Regie Ludger Engels
Bühne Ric Schachtebeck
Kostüme Katrin Wittig
Dramaturgie Katja Bury
Berner Symphonieorchester
Herodes John Emery Uhlenhopp
Herodias Claude Eichenberger
Salome Allison Oakes
Jochanaan Aris Argiris
Narraboth / 2. Jude Michael Feyfar
Ein Page der Herodias / Ein Sklave Sophie Rennert
1. Jude Andries Cloete
3. Jude Angel Petkov
4. Jude Andres Del Castillo
5. Jude Nuno Dias
1. Nazarener Kai Wegner
2. Nazarener Wolfgang Resch
Ein Cappadocier Wolfgang Resch
1. Soldat Iyad Dwaier
2. Soldat Daniel Mauerhofer
Weitere Vorstellungen:
25., 28. Jan | 03., 14., 21. Feb | 08., 15. Mrz 2015 | Einführung jeweils 30 Minuten vor der Vorstellung
(ausser Premiere)
öffentliche Probe, 13. Jan 2015, 19:00, Foyer Stadttheater, Eintritt frei