In einem Umfeld aufgewachsen, das keinerlei Mäßigung und Hemmungen kennt, ist die exzentrische Prinzessin Salome fasziniert von der Andersartigkeit des moralisch integren und asketisch lebenden Propheten Jochanaan, den ihre Mutter Herodias und ihr übergriffiger Stiefvater Herodes gefangen halten. Als Jochanaan Salomes von Liebeslust durchtränkte Annäherungsversuche brüsk zurückweist, entwickelt sie eine regelrechte Obsession und nutzt die Lüsternheit ihres Stiefvaters, um ihren Willen durchzusetzen: Da Herodes versprochen hat, Salome für den erotischen »Tanz der sieben Schleier« jeden Wunsch zu erfüllen, verlangt sie nun als Gegenleistung Jochanaans Kopf auf einem Silbertablett. In rasendem Wahn küsst sie dessen leblose Lippen und erfüllt sich so ihr sinnliches Begehren – bis Herodes den Befehl gibt, Salome zu töten.
Zwischen feinnervigem Psychogramm und der Darstellung rauschhafter, zügelloser Wollust changierend, gelang Richard Strauss mit seiner Adaption von Oscar Wildes skandalös- schockierendem Décadence-Drama 1905 sein erster, überwältigender Erfolg als Opernkomponist. In aufreizend ekstatischen Klangvisionen gießt er die hitzig aufgeladenen Gefühlswogen und tiefen seelischen Abgründe seiner exzentrischen Titelheldin in eine irisierende, teils auch schroffe Musik, die mit drastischer Klangmacht des gewaltigen Orchesterapparats nicht nur den seelischen Verfall und die Verführungskraft Salomes, sondern auch ihre sonstige Gefühlskälte und Jochanaans pathetische Anklagen auf aufregende wie verstörende Art und Weise einzufangen weiß.
Hans Neuenfels zählt zu den profiliertesten Theater- und Opernregisseuren Deutschlands. Als Schauspielregisseur inszenierte er u. a. in Wien, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Zürich, Trier und Heidelberg, bevor er 1974 mit Verdis »Der Troubadour« in Nürnberg sein Debüt als Opernregisseur gab. Es folgten Inszenierungen u. a. an der Oper Frankfurt, der Staatsoper Stuttgart, der Wiener Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, bei den Salzburger Festspielen, den Bayreuther Festspielen und bei der RuhrTriennale. Von 1986 bis 1990 war Hans Neuenfels Intendant der Freien Volksbühne Berlin. An der Staatsoper Unter den Linden inszenierte er 2012 »La finta giardiniera« und 2015 »Ariadne auf Naxos«. 2005, 2008 und 2013 wurde er von dem Magazin »Opernwelt« zum »Opernregisseur des Jahres« gewählt. 2016 erhielt er den Deutschen Theaterpreis DER FAUST für sein Lebenswerk.
Thomas Guggeis ist seit der Saison 2016/17 Assistent von Daniel Barenboim und Korrepetitor der Staatsoper.
Text von Richard Strauss nach dem Drama »Salomé« von Oscar Wilde in der Übersetzung von Hedwig Lachmann
Musikalische Leitung
Thomas Guggeis
Inszenierung
Hans Neuenfels
Bühnenbild, Kostüme
Reinhard von der Thannen
Choreographie
Sommer Ulrickson
Licht
Stefan Bolliger
Dramaturgie
Henry Arnold
Roman Reeger
Herodes
Gerhard Siegel
Herodias
Marina Prudenskaya
Salome
Ausrine Stundyte
Jochanaan
Thomas J. Mayer
Narraboth
Nikolai Schukoff
Page der Herodias
Annika Schlicht
Erster Jude
Dietmar Kerschbaum
Zweiter Jude
Michael Smallwood
Dritter Jude
Linard Vrielink
Vierter Jude
Andrés Moreno García
Fünfter Jude
David Oštrek
Erster Nazarener
Adam Kutny
Zweiter Nazarener
Ulf Dirk Mädler
Erster Soldat
Arttu Kataja
Zweiter Soldat
Dominic Barberi
Ein Cappadocier
David Oštrek
Sklave
Corinna Scheurle
Ein Schauspieler
Christian Natter
STAATSKAPELLE BERLIN
Weitere Vorstellungen am 8., 10., 14. und 17. März 2018
Staatsoper Unter den Linden
Bild: Richard Strauss